Dass Thomas Hermann in der konstituierenden Sitzung des Rates der Landeshauptstadt Hannover erneut zum Vorsitzenden gewählt werden würde, war spätestens nach der rot-gelb-grünen Einigung absehbar. Das Ergebnis überraschte denn doch. Nachdem der Altersvorsitzende Gerhard Wruck seine angstbehaftet, zukunftsdüstere Eröffnungsrede gehalten und dabei ausgerechnet Willy Brandt zitiert hatte, stellte er zunächst die Frage nach weiteren Kandidaten für den Ratsvorsitz

— es gab keinen — und dann die Frage nach geheimer Abstimmung. Die Finger blieben unten und so konnte die Abstimmung über den Ratsvorsitz offen entschieden werden. 65 Ratsmitglieder waren stimmberechtigt, 61 votierten für Thomas Hermann, zwei dagegen und zwei enthielten sich. Der alte und neue Bürgermeister war sichtlich gerührt. Seine Dankesrede war das genauer Gegenteil von Wrucks graufarbenen Pessimismusgemälde. Zwei Leitsätze gab Thomas Hermann den alten und neuen Ratsmitgliedern mit auf den Weg:

„Dass wir hier im Rat würde- und respektvoll miteinander umgehen und den 541.081 Einwohnerinnen und Einwohnern den gleichen Respekt und die gleich hohe Wertschätzung entgegenbringen.

Im Übrigen erwarte ich auch von der Bevölkerung diesen Respekt den gewählten Mitgliedern des Rates gegenüber, die hier ehrenamtlich über die Zukunft der Stadt entscheiden.

Das Rathaus ist weit mehr als nur Sitz von Rat und Verwaltung, es ist ein Ort des Diskurses und der Kultur mitten im Herzen der Stadt.

Das Rathaus ist ein „offenes Haus“, kein Closed Shop, oder wie Kurt Schwitters es ausgedrückt hat: „Das Rathaus gehört den Hannoveranern, und das ist doch wohl eine berechtigte Forderung.“

Hier in der Mitte des Ratssaales haben die Architekten Hannover aus vielen Bausteinen als Mosaik zusammengesetzt. Ganz bewusst haben sie kein Bild gewählt, sondern ein Mosaik. Jeder Baustein repräsentiert ein Stück unserer Stadt, aber erst die Summe, erst das Zusammenspiel dieser vielfältigen Bausteine macht Hannover aus.

Unsere Stadt lebt von dieser Vielfalt. Von der Vielfalt in den Stadtteilen mit jeweils sehr eigenen Identitäten. Von der Vielfalt in der Wirtschaft. Von der Vielfalt in der Kultur und in den Kulturen. Und von der großen Vielfalt in der Musik, nicht umsonst ist Hannover UNESCO City of Music. Von der Vielfalt im Sozialen. Von der Vielfalt im Sport, in der Freizeit- und Naherholung und der Artenvielfalt, Hannover ist Hauptstadt der Biodiversität. Nicht zuletzt auch – ich erwähne das gerne im Leibnizjahr und am Eröffnungstag des Novembers der Wissenschaften – von der Vielfalt der Hochschulen und von Wissenschaft und Forschung.

Diese Vielfalt, Internationalität, Weltoffenheit und Toleranz, das soziale Miteinander machen unsere Stadt attraktiv, auch für Zuwanderer. Diese Anziehungskraft lässt unsere Stadt seit Jahren wachsen.

Lassen Sie uns diese Vielfalt auch künftig in diesem Rat mit seiner eigenen Vielfalt bewahren und stärken. Und lassen Sie uns dabei alle Bevölkerungsgruppen mitnehmen.

Denn:
„Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.“

Artikel 3 (3) des Grundgesetzes, unserer Verfassung, um die uns viele Menschen in der Welt beneiden.

Bangemachen gilt nicht. Wir sollten die großen Herausforderungen, vor denen wir stehen, wohlwollend und positiv angehen, nicht mit dem Schmollmund.

In diesem Sinne wünsche ich uns allen für die kommenden fünf Jahre eine gute Zusammenarbeit für die Menschen in unserer Stadt.“

Das beeindruckte die große Mehrheit der Ratsmitglieder und die meisten Gäste, die die konstituierende Sitzung des Rates von der Tribüne aus verfolgten und Thomas Hermanns Wahl mit heftigem Applaus quittierten. Der SPD-Ortsverein Südstadt-Bult freut sich mit dem wiedergewählten Thomas Hermann, gratuliert „dem Südstädter“ ganz herzlich und sieht fünf erfolgreichen Jahren zum Wohle unseres Stadtbezirks entgegen.

Lothar Pollähne

36. Osterfeuer der SPD Südstadt-Bult