Welch ein schöner Tag für die Südstadt. Um 10.30 am 7. Dezember durchschnitten Hannovers Oberbürgermeister Stefan Schostok, die Erste Stadträtin Sabine Tegtmeyer-Dette und Bezirksbürgermeister Lothar Pollähne mit den neuen Hausherrinnen das obligatorische Band, das den Zugang zum „Kiss-Birkenstraße“ nunmehr auch offiziell möglich macht. Dazu sangen die Jüngsten aus der Kindertagesstätte: „Schön, dass ihr da seid“ und alle Gäste fühlten sich gleich „Zuhause“.

Es ist kaum zu glauben, aber seit dem Abriss der alten Schule in der Birkenstraße sind noch nicht einmal zwei Jahre vergangen und trotz eines flächendeckenden Bombenalarms im Frühjahr 2015 ist dieses Leuchtturmprojekt der Hannöverschen Schulentwicklung so gut wie rechtzeitig fertig geworden. Die Kita-Kinder konnten schon nach der Sommerpause in ihr neues Gebäude einziehen, die Schülerinnen und Schüler der Otfried-Preußler-Schule mit dem gesamten Kollegium dann nach den Herbstferien mit der kräftigen Hilfe des Hausmeisters, wie Schulleiterin Alexandra Vavin in ihrer Begrüßungsrede ausdrücklich betonte.

Hannovers Oberbürgermeister Stefan Schostok lobte in seiner Begrüßungsrede das gelungene Vorhaben, das für die Landeshauptstadt Hannover und für die Südstadt beispielhaft ist und betonte, dass die Stadt in den kommenden zehn Jahren etwa eine Milliarde Euro in die schulische Zukunft investieren wird. Sabine Tegtmeyer-Dette konnte sich über einen nahezu perfekten Bauablauf freuen und erklärte als Wirtschaftsdezernentin die herausgehobene Bedeutung von Investitionen im Bildungsbereich: „Das ist unser aller Zukunft“.

161207 Lopo1956 440px
Gerade eingeschult: Lothar Pollähne auf der engen Volksschulbank. Foto: privat

Der inklusive Schulchor der Otfried-Preußler-Schule machte lautstark deutlich, dass die Kinder diese, ihre Schule voll in Besitz genommen haben. Das war ausgesprochen fröhlich und sorgte für Begeisterung bei allen Gästen. Kleine, leicht verspätete Nikolaus-Päckchen waren für die Kinder die verdiente Versüßung ihres Auftritts.

Hörbar und sichtlich begeistert nahm die Schulleiterin der Otfried-Preußler-Schule, Alexandra Vanin den Schlüssel für ihr neues Zuhause entgegen und erklärte, nun müsse sie sich wohl eine größere Handtasche kaufen. Bezirksbürgermeister Lothar Pollähne machte einen Ausflug in die eigene schulische Vergangenheit, um hernach auf die neue, helle Schule zu sprechen zu kommen.

„Als ich vor mehr als 60 Jahren eingeschult wurde, waren meine Eltern froh, denn der ständig fragende Quälgeist war zumindest zeitweise außer Haus. Meine Lehrerinnen und Lehrer mussten das ausbaden, denn mein Wissensdurst war ja noch lange nicht befriedigt. Als ich zum ersten Mal meine Füße durch die große schwere Tür der Volksschule setzte — so hieß das damals noch — wurde ich schier erdrückt. Es war alles riesengroß — das ist für Schulanfänger normal — aber es war dunkel und ein wenig furchterregend.

Meine erste Schule war in einem Gebäude untergebracht, das sich nicht von Polizeiwachen, Gefängnissen und Gerichtsgebäuden unterschied. Das war so gewollt, denn Schule sollte vor allem Zucht und Ordnung eintrichtern. ABC und 1 x 1 waren notwendiges Beiwerk. Mein erster Klassenraum war riesig, die Tafel so hoch, dass nur der Lehrer oder die Lehrerin darauf mit der Kreide kratzen konnten, und wir Kinder waren in hölzernen, nach Altwarenhandel riechenden Bänken eingezwängt und guckten nach vorne, wo die Lehrerin — meist ohne — und der Lehrer — meist mit Stock — in jeder Hinsicht den Takt vorgaben.

Das ist, wie gesagt, gut 60 Jahre her. Das bisschen bildungsnostalgische Erinnerung musste sein, um auf diesen schönen Tag heute zu kommen. Ich bin in der vergangenen Woche zweimal in den Gemäuern der Otfried-Preußler-Schule gewesen und war beide Male hellauf begeistert. Es ist tatsächlich alles hell und offen und die Anmutung, wie es neudeutsch heißt — verspricht Spaß am Lernen.

Vor einer Woche hat in dieser Schule der erste Kinder-Bezirksrat getagt. Gut 50 Mädchen und Jungen, die mit einem Politikspiel Verständnis für demokratische Abläufe erwerben sollten, haben daran teilgenommen. Die Mädchen und Jungen waren so fit, dass sich viele sogenannte Altvordere etwas abgucken könnten. Von wegen altvorder: die Schülerinnen und Schüler waren mit ihren Bedürfnissen so weit vorn, dass sich der Bezirksrat Südstadt-Bult in einer der kommenden Sitzungen mit ihren Beschlüssen befassen wird.

Das ist neue Schule, und die ist erfolgreich. Das schönste Argument hörte ich von einem neunjährigen Jungen, der mir erklärte: Hier gehe ich gerne hin, hier fühle ich mich wohl. Für eine Schule kann es ein größeres Kompliment kaum geben, denn es sagt aus, dass alles zusammenpasst: die Kinder, die Lehrkräfte, die Eltern und eben die Schule, in der schließlich fast die Hälfte des Tages verbracht wird.

Am vergangenen Sonntag habe ich dann das zweite Glanzstück dieser Lerninsel kennenlernen dürfen: die von uns in der Südstadt so sehnlichst gewünschte, wettbewerbstaugliche Dreifeld-Sporthalle: groß, hell, warm mit der gewünschten Tribüne und dann auch noch mit einem Sieg des Bundesliga-Basketball-Frauenteams des TKH. Es ist schon ein schönes Gefühl, wenn das Heimteam auch auf heimischem Sportboden antreten und siegen kann. Dazu hat der Bezirksrat Südstadt-Bult ein wenig beigetragen, denn ohne seinen Widerspruch wäre diese schöne Halle mit einer funzeligen Beleuchtung ausgestattet worden, die allenfalls Schattenspiele ermöglicht hätte.

Mit dieser Lerninsel ist für die Südstadt das Optimum an infrastruktureller Gestaltung gelungen. Sie passt sich mit ihrer Helligkeit und Offenheit in ihr Umfeld ein. Ich wünsche mir für die Otfried-Preußler-Schule, die Kindertagesstätte und die Sporthalle, dass dort auch weiterhin ein Lernen ermöglicht wird, an das sich auch in nicht allzu ferner Zukunft die Kinder mit den Worten erinnern: Ich bin gerne zur Schule gegangen. Die räumlichen Voraussetzungen dafür haben wir heute offiziell eröffnet: Glückauf.“

36. Osterfeuer der SPD Südstadt-Bult