„Mit Speck fängt man Mäuse“ heißt es seit Jahrhunderten, aber das ist leider nur in geringem Maße richtig, denn die Maus, die wohl älteste Begleiterin des Menschen, ist ein absoluter Feinschmecker und obendrein mausgescheit. Das ärgert den Menschen seit Jahrtausenden, denn das kleine Grautier macht sich immer mal wieder über des Menschen Vorräte her. Den hat das schon in der Steinzeit mächtig geärgert, wie die Darstellung einer Mausefalle aus einer Höhle im italienischen Val Camonica belegt. Ein Nachbau der Höhlenzeichungsvorlage hat sich als tauglich erwiesen. Diese Erkenntnis verdankt ihre Verbreitung dem Standardwerk über die Mausefalle, das Wolfhard Klein jetzt unter dem Titel „Mausetot“ vorgelegt hat. Dieses Buch war fällig, denn obwohl der Kampf zwischen Mann und Maus seit Jahrtausenden andauert und im Großen und Ganzen als unentschieden zu bewerten ist, hat sich vor Wolfhard Klein bislang niemand dieser kulturhistorisch bedeutsamen Causa angenommen. Das kann eigentlich nur an der fallenstellerischen Komplexität des Themas liegen, denn der Autor hat nach eigenem Bekunden über 30 Jahre gebraucht, um alle Schattierungen der Mausefallenstellerei auszuleuchten. Dabei hat er allerlei Mutmaßungen über Mäuse und Fallen angestellt und erstaunliche Fangversuche zu Tage gefördert. Etwa die des römischen Kaisers Heliogabal, der 10000 Mäuse und 1000 Spitzmäuse gegen 1000 Wiesel antreten ließ. Oder das Verfahren des - kein Witz - Patrick Mause, mittels dessen der Fang einer Maus per SMS übermittelt wird. Der Versuch, Wolfhard Klein bei irgendwelchen Versäumnissen zu ertappen, ist nahezu zum Scheitern verurteilt, denn bis zur größten Mausefalle mitten in Paris, umgangssprachlich auch „Pigalle“ genannt, hat er fast alle Fälle erörtert. Fast alle, denn dem Rezensenten, der sich ob dieses feinen Büchleins nur mit Mühe von seiner Computermaus trennen konnte, ist aufgefallen, dass es offenbar keine Kirchenmausefalle gibt. Ansonsten allerdings gibt es nichts zu nagen am Magnum Opus der Mäusefängerei. lopo

Wolfhard Klein, Mausetot, Verlag Philipp von Zabern, 2011, 204 S., € 19,90


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