Unmittelbar vor der Lindemannallee zweigt im Stadtteil Bult die Max-Eyth-Straße westwärts vom Bischofsholer Damm ab. Sie kreuzt die Menschingstraße und die Rimpaustraße und mündet in die Lindemannallee. Benannt ist sie seit 1931 nach dem Ingenieur und Schriftsteller Max Eyth.

Max (von) Eyth

Max Eyth, 1896, Foto: Fritz Leyde & Co, Quelle: Museum Kirchheim unter Teck
Max Eyth, 1896

Die moderne deutsche Landwirtschaft ist ohne das Wirken von Max Eyth kaum denkbar. Er ist der Pionier der Mechanisierung und hat mit seinem Wirken zur landwirtschaftlichen Massenproduktion beigetragen. Geboren wird Eduard Friedrich Maximilian Eyth am 6. Mai 1836 als ältester Sohn von Julie und Eduard Eyth im württembergischen Kirchheim unter Teck, wo der Vater als Lateinlehrer wirkt. 1841 zieht die Familie ins Kloster Schöntal an der Jagst, weil Eduard Eyth dort die Leitung des evangelisch-theologischen Seminars übertragen bekommen hat. In Schöntal nimmt der begabte Max am Unterricht teil. Bereits 1852 kann er nach dem Halbjährigen Besuch der Realschule in Heilbronn das Studium an der Polytechnischen Hochschule in Stuttgart aufnehmen, wo er durch besondere Leistungen in der Mathematik und im Zeichnen auf sich aufmerksam macht.

1856 tritt Max Eyth in das Berufsleben ein und wird Schlosserlehrling in der Maschinenfabrik Han & Göbel in Heilbronn, wird aber bereits nach sechs Wochen wegen „Aufmüpfigkeit“ entlassen. Eyth kann seine Ausbildung in der Maschinenfabrik GotthilfKuhn in Stuttgart fortsetzen und zeigt bis 1860 vom Schlosser zum Ingenieur auf. Gemeinsam mit Gottlieb Daimler besucht Max Eyth 1860 die Industrieausstellung in Paris und studiert die Technik der „Lenoirschen Gasmaschine“. 1861 wird ihm Württemberg zu eng. Er kündigt seine Stelle und begibt sich auf Arbeitssuche an Rhein und Ruhr. Fündig wird er in der englischen Industriestadt Leeds. Dort tritt Max Eyth 1861 in die Dienste der Maschinenfabrik John Fowler Ltd., die weltweit führend ist auf dem Gebiet der Dampfpflugherstellung.

In seiner gut zwanzigjährigen Tätigkeit für John Fowler bereist Max Eyth als leitender Angestellter Nord- und Südamerika, Ägypten, Russland und ganz Europa, um Dampfpflüge zu verkaufen und an der ortsangepassten Weiterentwicklung des revolutionären technischen Gerätes mitzuwirken. Für die Präsentation seines Arbeitgebers auf der Weltausstellung in London entwirft Eyth einen gotischen Tempel, der von einem Balancierpflug gekrönt wird. Von 1863 bis 1866 wirkt Max Eyth im Auftrag seiner Firma als Chefingenieur bei Halim Pascha in Ägypten. Nach seiner Rückkehr nach England avanciert er zum „Wissenschaftlichen Generalstabschef“ von John Fowler Ltd..

Während seiner umfangreichen Reisetätigkeit ist Max Eyth ein eifriger Briefeschreiber. Er verfasst Gedichte und Erzählungen, die ab 1871 mit seiner Reisekorrespondenz unter dem Titel „Wanderbuch eines Ingenieurs“ erscheinen. 1882 kehrt Max Eyth nach Deutschland zurück und widmet sich der Mechanisierung der Landwirtschaft. Nach dem Vorbild der „Royal Agricultural Society“ bereitet er die Schaffung der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) vor, die am 11. Dezember 1885 in Berlin gegründet wird.

Bis 1896 ist Eyth geschäftsführendes Mitglied des Direktoriums der DLG, dann zieht er sich hochgeehrter Privatier nach Ulm zurück, wird in den Adelsstand erhoben und arbeitet hinfort schriftstellerisch. Er durchforstet seine umfangreichen Aufzeichnungen und sein Skizzenwerk. 1899 erscheinen die Skizzen aus dem Taschenbuch eines Ingenieurs mit dem Titel „Hinter Pflug und Schraubstock“. Geschichte und Geschichten eines Ingenieurs folgen 1902 mit der Veröffentlichung des zweibändigen Romans „Der Kampf um die Cheopspyramide“.

Technik und Technikfolgen bleiben in den letzten Lebensjahren Max Eyths Hauptthema. Einen Eisenbahnunfall auf der Brücke über den Firth of Tay verarbeitet er 1899 in seiner Erzählung „Die Brücke über die Ennobucht“. Erheblicher Konstruktionsfehler wegen war die Brücke in der Nähe der schottischen Stadt Dundee am 28. Dezember 1879 während eines Orkans eingestürzt und hatte den Schnellzug aus Edinburgh in die Tiefe gerissen. Alle 75 Zuginsassen fanden den Tod. 1905 schließlich setzt Max Eyth einem anderen Ulmer ein literarisches Denkmal und beschreibt ein Unglück, das sich am 31. Mai 1811 in Ulm zugetragen hatte. Albrecht Ludwig Berblinger, ein technisch hochbegabter Schneidermeister hatte beweisen wollen, das der Mensch mit einem Selbstgebauten Apparat fliegen könne. Widrige Winde und ein übereifrig tolpatschiger Polizist sorgten dafür, das Berblinger in die Donau stürzte. Er überlebte um den Preis der lebenslangen Verspottung. Erst 175 später konnte nachgewiesen werden, dass Berblingers Flugapparat unter besseren Umständen tauglich gewesen wäre. Max Eyths Roman „Der Schneider von Ulm“, der in seinem Todesjahr 1906 erscheint, ist seine letztes literarisches Werk. Dr. Ing. h.c. Max von Eyth stirbt am 25 August 1906 in Ulm und stiftet einen großen Teil seines Vermögens für Unfallopfer.

Max Eyth, 1896 Foto: Fritz Leyde & Co, Quelle: Museum Kirchheim unter Teck


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