Was der Stadt-Anzeiger Süd am 24. September 2009 unterschlägt

Gegendarstellung gemäß § 11 des Niedersächsischen Pressegesetzes

In ihrem Artikel über die Nöte der Rolltanzgruppe des VfL Hannover (Stadt-Anzeiger Süd, 17. September 2009, S. 1) behaupten Sie in der Überschrift: „Bezirksrat vertreibt Rollstuhlfahrer“.

Das ist falsch. Richtig ist vielmehr, dass der Stadtbezirksrat Südstadt-Bult zu keinem Zeitpunkt eine Gruppe aus dem Gemeindesaal der Athanasius-Kirche vertrieben hat und auch nie vorhatte, eine Gruppe zu vertreiben.

Vertreibung ist laut Zeit-Lexikon „die mit Drohung oder Gewalt bewirkte Ausweisung oder (Zwangs-)umsiedlung einer Bevölkerung oder eines Bevölkerungsteils (vor allem Minderheiten) aus ihrer Heimat“.

Der Stadtbezirksrat Südstadt-Bult hat zu keinem Zeitpunkt Zwang auf Menschen ausgeübt und beabsichtigt auch in Zukunft nicht, Gewalt auszuüben.

Hannover, 22. September 2009

Lothar Pollähne
Bürgermeister
Stadtbezirk Südstadt-Bult

Worum geht es im Fall der Rollstuhltanzgruppe? Seit Anfang 2009 tagt der Stadtbezirksrat Südstadt-Bult an jedem dritten Mittwoch im Monat im Gemeindesaal der Athanasiuskirche. Gespräche über diese Ortswahl hat der für den Bezirksrat zuständige städtische Betreuer Detlef Busse Ende 2008 geführt. Der Vertrag über den Sitzungsort ist Anfang 2009 mit der neu gegründeten Südstadt-Gemeinde geschlossen worden. Zu keinem Zeitpunkt ist dabei erwähnt worden, dass durch diese Ortswahl eine Sportgruppe in ihren Möglichkeiten eingeschränkt würde. Der Stadtbezirksrat hätte zu keinem Zeitpunkt einem solchen Vorgehen zugestimmt, da von Beginn an klar war, dass es Einschränkungen für Dritte nicht geben dürfte. So viel zur Vorgeschichte.

Nun zu den Merkwürdigkeiten. Wenige Tage vor Drucklegung telefoniert die Autorin des Artikels, Daniela Beyer, mit dem Bezirksbürgermeister und eröffnet ihm die Problemlage. Der Bezirksbürgermeister wird im Artikel vom 17. September insgesamt korrekt zitiert, vor allem mit der Aussage, er wundere sich, warum die betroffene Sportgruppe oder der VfL Hannover sich nicht schon eher direkt an den Bezirksrat gewandt hätte. Diese Frage ist bis heute nicht zufriedenstellend beantwortet. Die Hoffnung auf eine eventuell nur kurzfristige Nutzung des Gemeindesaals durch den Stadtbezirksrat Südstadt-Bult, kann als Erklärung nicht herhalten.

Der Leiter der Rollstuhltanzgruppe hat am Rande des Festes der Südstadt mit mehreren Anwesenden, darunter auch einem Bezirksratsmitglied, über die Sorgen seiner Gruppe gesprochen, nicht jedoch mit dem Bezirksbürgermeister, der an beiden Tagen über längere Zeit anwesend war. Wenig später meldete sich dann Frau Beyer beim Leiter der Rollstuhltanzgruppe, zeigte sich gut informiert und befragte den Gruppenleiter mit der Ankündigung einen Artikel schreiben zu wollen. Die beiden anderen Hauptbeteiligten sind allerdings nicht befragt worden. Die Stadtverwaltung, vertreten durch Herrn Busse und die Südstadt-Gemeinde, vertreten durch die Sprecherin des Pfarramtes, Pastorin Claudia Brandy, wurden erst durch die Veröffentlichung des Artikels von Daniela Beyer im Stadt-Anzeiger Süd vom 17. September 2009 von den Problemen der Rolltanzgruppe unterrichtet. Hier spätestens hätte die Sorgfaltspfllicht der Redaktion des Stadt-Anzeigers einsetzen müssen. Sie hätte nachhaken müssen, warum nicht alle Vertragsparteien befragt wurden und sie hätte sich fragen müssen, warum ein Problem, das offenkundig seit einem dreiviertel Jahr besteht ausgerechnet zehn Tage vor der Bundestagswahl in die Öffentlichkeit gedrängt wird. Die Redaktion des Stadt-Anzeigers hat diese Fragen nicht gestellt. Im Gegenteil. Mit der Wahl der Überschrift „Bezirksrat vertreibt Rollstuhlfahrer“ hat sie maßgeblich zur „Skandalisierung“ beigetragen. Das ist schon schlimm genug. Schlimmer wirkt, dass Mitglieder des Stadtbezirksrates als „Politikerschweine“ beschimpft worden sind und dass die Redaktion des Stadt-Anzeigers mit ihrem Vorgehen maßgeblich zur Politikverdrossenheit beigetragen hat.

Welcher Teufel die Redaktion des Stadt-Anzeigers Süd geritten hat, am 17. September 2009 diesen Artikel in‘s Blatt zu nehmen, wird wohl Redaktionsgeheimnis bleiben. Vom Gehalt her gesehen, war die Angelegenheit nicht mal einen Zehnzeiler wert. Hier ist eine Mücke unter Umgehung einer Maus direkt zum Elefanten aufgeblasen worden.

Bislang hat sich das Verlagshaus Madsack zu diesem Vorgang nicht geäußert. Es ist an der Zeit, dass die Verlagsleitung klärende Worte der Entschuldigung gegen über den Mitgliedern des Stadtbezirksrates Südstadt-Bult findet.

Lothar Pollähne

Nachtrag zum Folgeartikel „Tanzgruppe bekommt ihren Raum zurück“ (Stadt-Anzeiger Süd vom 24. September 2009, S. 1)

Der Stadt-Anzeiger Süd bleibt seiner Linie treu. Die Überschrift suggeriert den Tatbestand, dass die Rollstuhltanzgruppe den Gemeindesaal der Athanasiuskirche wieder zur Verfügung gestellt bekommt und die Unterzeile will glauben machen, dass der Bezirksrat Südstadt-Bult „künftig wieder im Regionshaus tagen“ wird. Beides ist unzutreffend. Der Haushalts- und Finanzausschuss des Bezirksrates hat auf seiner Sitzung vom 23. September 2009 mitnichten entschieden, künftig Räume im Regionshaus zu nutzen. Im Gegenteil. Der Bezirksrat wird einstweilen weiterhin im Gemeindesaal der Athanasiuskirche tagen. Der Rollstuhltanzgruppe ist von der Südstadt-Gemeinde mit dem Gemeindesaal der Nazarethkirche ein alternativer, kostengünstiger Raumvorschlag gemacht worden. Wieder übrigens ist der städtische Betreuer des Stadtbezrisrates Südstadt-Bult nicht befragt worden. Angesichts der Größe des Artikels vom 24. September 2009 stellt sich verstärkt die Frage, was mit dieser Veröffentlichung tatsächlich beabsichtigt ist.

lopo

36. Osterfeuer der SPD Südstadt-Bult