Werte Anwesende,

heute ehrt der Stadtbezirksrat jemanden, den sie alle kennen. Sie haben ihn mindestens schon einmal gesehen und haben ihm zuhören dürfen. Seine Vortragskunst ist bodenständig südstädtisch, stadtbekannt und über die Grenzen Hannovers hinaus wertgeschätzt. Warum wohl? Erleuchtung gibt uns Karl Marx, der große Denker. Er hat auf den Punkt gebracht, um was es hier und jetzt geht: „Der Rock ist ein Gebrauchswert, der ein besonderes Bedürfnis befriedigt“.

So hat es Marx quasi weissagend im ersten Band des Kapital niedergeschrieben. Sollten sie sich jetzt umschauen und nach dem Schneider oder Ausstatter ihres Vertrauens Ausschau halten, vergessen sie das und schauen sie nach vorn. Lassen sie es krachen für Eckhard Hüdepohl.

Hannovers Musikleben ist ohne Ecki Hüdepohl kaum vorstellbar. Es ist wahrscheinlich einfacher, die Bands zu zählen, für die er noch nicht in die Tasten gegriffen hat, als diejenigen Combos, denen er mit seiner Virtuosität und seiner Vielfalt zu gutem Klang verholfen hat. Ein paar Bands sollen wenigsten genannt werden, damit es bei ihnen ein wenig in den Ohren klingelt: Kleenex Blues Band, Time Out Blues Band, Blue Valentine, Moulin Rouge, Powermans‘s Grave, vor allem aber seit 1991, gemeinsam mit Martina Maschke It‘s M.E., also jene Band, die hier und heute den guten Ton sorgt. Seit dem Jahr 2000 ist daraus It‘s M.E. & Band geworden. Ich darf also ohne Übertreibung behaupten, daß Ecki Hüdepohl zum Jet Set der Hannöverschen Rock-Szene zählt. Das war quasi vorbestimmt, denn 1984 zählte er zu den Gründern einer Band gleichen Namens, mit der er 1988 den niedersächsischen Kompositionspreis gewann.

Zu Rock, Blues, Country und Boogie ist Ecki Hüdepohl autodidaktisch gekommen. Seine musikalischen Grundlagen erwarb er nämlich im klassischen Klavierunterricht. Der muß so gut gewesen sein, daß Ecki Hüdepohl eine Zeit lang auch als Kirchenorganist gearbeitet hat. Daß er also für akustisches Wohlgefallen sorgt, ist schon aller Ehren wert, wie es so schön heißt, für die heutige Ehrung allerdings hätte das nicht gereicht. Kommen wir daher zum dem, was den ehrenwerten Südstadt-Bezug ausmacht. Ecki Hüdepohl ist der Initiator des Southside Jam. Das ist ein Kulturprojekt, mit dem Musiker aus der Südstadt und dem Rest der Welt zusammengebracht werden, um gemeinsam Musik zu machen. Das erfordert jede Menge Kraft und Enthusiasmus, denn Musiker sind gewöhnlich Egomanen und manchmal auch Diven. Die also unter einen Hut, oder besser gesagt, auf eine Bühne zu bringen, ist ein Kunststück, daß Ecki Hüdepohl ehrenamtlich neben seinem Job als Berufsmusiker Monat für Monat vollbringt.

Die Southside Jam-Sessions haben Rock, Boogie und Blues wieder dahin gebracht, wo er ursprünglich herkam: in die Kneipe. War es zunächst das Monopol an der Hildesheimer Straße, so ist der Jam seit Anfang dieses Jahres im Pindopp zuhause. Den Betreibern beider Läden sei herzlich gedankt, denn sie stellen ihre Bühnen kostenlos zur Verfügung. Eintritt wird nicht erhoben. Dafür geht, wie gehabt, nach jeder Session der Hut rum, um ein kleines klingelndes Dankeschön zu sammeln. Dem Bezirksrat hat diese Initiative so gut gefallen, daß er sich ebenfalls zur Danksagung entschlossen hat. Einstimmig hat der Bezirksrat Südstadt-Bult daher beschlossen, den Ehrenpreis in diesem Jahr an Ecki Hüdepohl zu verleihen.

Lieber Ecki Hüdepohl, herzlichen Dank für den Southside Jam und weiterhin viel Erfolg für eine Initiative, die das kulturelle Leben in unserem Stadtbezirk klangvoll und kräftig bereichert hat.

36. Osterfeuer der SPD Südstadt-Bult