Die lange Tradition des Schützenwesens in Hannover verpflichtet. Wenn das Schützenfest Hannover alljährlich am Freitag vor dem ersten Montag im Juli beginnt, feiert Hannover nicht nur eines der größten Feste Deutschlands, sondern auch das größte Schützenfest der Welt. Denn nirgendwo anders finden sich so viele Menschen zusammen, wenn am ersten Sonntag des zehntägigen Festes der große Ausmarsch durch Hannovers historische Innenstadt stattfindet.

Vor dem Rathaus sammelten sich am 4. Juli 2010 rund 10.000 Angehörige von Schützenvereinen, Folklore- und Karnevalsgruppen, um zu den Klängen von über 100 Musikkapellen einen nicht enden wollenden Zug zu bilden. Um Punkt 10 Uhr morgens beginnt sich der Zug dann mit den Worten „Im Doubliertritt, Marsch!“ in Bewegung zu setzen.

Mit von der Partie waren auch SPD-Vorsitzender und Ratsherr Thomas Hermann, Bezirksbürgermeister Lothar Pollähne, Ewald Nagel, Vorsitzender der SPD-Bezirksratsfraktion und Bezirksratsherr Ludwig Diener. Auf Einladung der Südstädter Schützengesellschaft von 1898 e.V. und ihres langjährigen Vorsitzenden Christoph Jamm marschiert das SPD-Quartett seit einigen Jahren mit dem lokalen Schützenverein.

Schützenfest 2010

Ehrenzeichen in Gold für Thomas Hermann

Für seine besonderen Verdienste um das hannoversche Schützenwesen wurde Thomas Hermann im Rahmen des Festessens von Oberbürgermeister Stephan Weil und Schützenpräsident Paul-Eric Stolle mit dem Ehrenzeichen in Gold der hannoverschen Schützen ausgezeichnet.

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Die Geschichte des Schützenfestes Hannover
Ein Streifzug durch eine fast 600 Jahre alte Tradition

Als Herzog Erich I. die Hannoveraner im Jahre 1529 mit dem Privileg ausstattete, in jedem Jahr ein Schützenfest veranstalten zu dürfen, haben weder der Landesherr selbst noch seine Untertanen wissen können, dass mit dieser Erlaubnis der Grundstein für eines der größten deutschen Feste und sogar zum größten Schützenfest der Welt gelegt wurde.

Die erste urkundliche Erwähnung des hannoverschen Schützenwesens geht allerdings noch weiter zurück. 1468 hatte sich Herzog Wilhelm der Ältere, in einem Brief an den Rat über die wehrsportlichen Übungen der Hannoveraner beschwert. Ihm war zu Ohren gekommen, dass die Hannoveraner nach einem auf einer Stange befestigten bunten Holzpapageien schossen, wenn sie mit ihrem Landesherren in Fehde lagen. Das geschah damals noch mit Armbrüsten. Als rund 60 Jahre später die Erlaubnis zu einem jährlichen Fest der Schützen erteilt wurde, hatten auch die Hannoveraner bereits auf Feuerwaffen umgerüstet.

Der Umgang mit Armbrust und Gewehr galt damals weniger sportlichen Zielen. Die so bewaffneten Männer sollten nämlich Hannover verteidigen, wenn feindliche Streitkräfte die befestigte Stadt angriffen. Aus den sportlichen Wettkämpfen in Friedenszeiten ergab es sich aber sehr bald, dass die besten Schützen mit Preisen und Auszeichnungen geehrt wurden.

Um Ausschreitungen während der Schützenfeste zu verhindern, wurde bereits im Jahre 1575 eine Schützenordnung erlassen, die den Festbetrieb regelte. Im Jahre 1710 wurden dann die sogenannten „Bruchmeister“ bestellt, die als Hilfsbeamte offiziell für einen geregelten und geordneten Ablauf des Schießens zu sorgen hatten. Die Aufgaben der Bruchmeister sind seit nunmehr fast dreihundert Jahren gleich geblieben. Während die Schützen seit jeher in ziviler Kleidung antraten, so entstand im Jahr 1837 eine neue Schützenordnung, die es ihnen gestattete, auch in gleichmäßig gekleideten Gruppen aufzutreten. Deshalb gilt dieses Jahr als Geburtsstunde der Schützenvereine, weil sich so verschiedene Vereinigungen von Schützen aus gleichen Stadtteilen bildeten. Inzwischen gibt es alleine in Hannover 84 verschiedene Schützenvereine.

Heute sind im Verband Hannoverscher Schützenvereine ca. 5.000 Schützen, darunter rund 800 Jugendliche, vertreten. Träger des hannoverschen Schützenwesens sind der Verband Hannoverscher Schützenvereine und die Stadt Hannover. Im Jahre 1964 wurde eine Schützenstiftung gegründet, die von der Stadt verwaltet wird und die Zusammenarbeit der Schützenvereine regelt. Im Verwaltungsrat der Schützenstiftung, ihrem maßgebenden Organ, sind die Repräsentanten des Verbandes Hannoverscher Schützenvereine und der Stadt paritätisch vertreten. Für allgemeine Fragen des traditionsreichen Schützenwesens gibt es den Schützenrat, dem die Vorsitzenden der hannoverschen Schützenvereine angehören und der vom Oberbürgermeister der Stadt Hannover persönlich geleitet wird, sowie den Schützenbeirat, der aus Mitgliedern des Rates der Landeshauptstadt Hannover besteht.


Mit Cut und Zylinder: Die Bruchmeistertradition

Bereits seit dem Jahre 1303 sind die „Magistris discipline“ (Ordnungsherren) in den Schriften der Stadt Hannover zu finden. Als städtische Beamte waren sie seit jeher für die Aufrechterhaltung der Ordnung bei Festlichkeiten verantwortlich. Verstieß jemand gegen die allgemeine Ordnung, so hatten sie dies entsprechend zu rügen. War sein Benehmen gar zu anstößig, so konnten sie eine Entfernung des Übeltäters aus der Stadt veranlassen. Er durfte dann erst zurückkehren, wenn sie ihn zurückriefen.

Sie wachten also über die Einhaltung von erlassenen Ordnungen (z. B. bei Bruch der Kleider-, Hochzeits- oder Eheordnung) und ahndeten deren Vergehen. Zu dieser Zeit wurden die Bruchmeister auch dafür eingesetzt, um Strafen für den Rat der Stadt einzukassieren.

Die Bruchmeister sind bereits im ersten Bürgerbuch der Stadt Hannover erwähnt. Gysecone de Lubeke, Hermano de Rintelen, Lud Luceken und Henrico Seldenbut waren im Jahre 1303 die ersten Bruchmeister der Stadt Hannover, also vor mehr als 700 Jahren. 1518 finden wir die Bruchmeister als „Brokeheren“ (in den Aufzeichnungen tatsächlich nur mit einem „r“ geschrieben) im Stadtbediensteten-Register durchgehend bis zum Jahr 1699 verzeichnet und namentlich erwähnt. Auch einen Amtseid der Bruchmeister hat es gegeben. In einem „Eidebuch“, in dem die Amtseide verschiedener Ämter aufgezeichnet sind, findet sich der entsprechende Amtseid für Bruchmeister, der auf das Jahr 1600 datiert wird. Der Amtseid der „Brokeheren“ lautet wie folgt:

„Dat wy duth Jahr der Stadt tho gude Broke Hern sin willen, und in dem Ambt vlietlich befunden werden, Broke, Tynse und alleß aller unvorwietlik gebohr ahne Ansehen der Person infordern. So als uns Gott helpe.“ Übersetzung: Dass wir dieses Jahr der Stadt zu Gute Bruchmeister sein wollen, und in diesem Amt fleißig befunden werden, Strafe, Zinsen und alles aller unvorweislichen Gebühr ohne Ansehen der Person einfordern. So helfe uns Gott.

Im Jahre 1659 waren die Bruchmeister Gäste beim Festmahl anlässlich des Schützenfestes. Es findet sich eine Eintragung in der Abrechnung der entsprechenden Kosten. Mit der städtischen Schützenordnung von 1710 taucht das Amt des Bruchmeisters bei den Schützen in der Stadt Hannover auf. Die Schützenordnung besagt, dass die Schaffer „...befehligt seyn, zweene Brüchemeisters zu erwehlen, welcher Wahl sich niemand von unserer Bürgerschaft bey Vermeidung 5 Thaler Straffe wiedersetzten, noch das Ambt anzunehmen sich in einige Masse verweigern soll“.

Dass diese Aufgabe durchaus anstrengend ist, hat man schon damals erkannt und bestimmte, dass die Bruchmeister ledig sein müssen, von gutem Charakter und Leumund und natürlich unbescholten. Nur wenn kein „Familienanhang“ den Dienst behindere, seien sie in der Lage, die Strapazen des Amtes zu meistern.

Seit dem Jahr 1825 tragen die Bruchmeister auch die Städtischen Standarten (damals noch Fahnen) den vier Zügen des Ausmarsches voran. Im Jahre 1905 wurde die Kleiderordnung der Bruchmeister festgelegt. Seit dieser Zeit haben sie einen schwarzen Cut, sowie einen schwarzen Zylinder mit dem Kleeblatt zu tragen. Diese Kleiderordnung hat noch bis heute Bestand.


Die Lüttje Lage - Das hannoversche Nationalgetränk

Zu verdanken haben die Hannoveraner ihr "Nationalgetränk" dem in Hannover-Stöcken geborenen Cord Broyhan. Im Hause des Bürgermeisters Jörgen von Sode an der Leinstraße gelang es ihm im Jahre 1526, ein helles Bier zu brauen, das damals Weißbier genannt wurde. Im Volksmund hieß es aber schon nach kurzer Zeit nur noch "Broyhan".

Sehr schnell wurde es Sitte, das neue Bier mit Branntwein zu trinken. Dieses Gemisch nannten die Hannoveraner "Lüttje Lage". Bis auf den heutigen Tag halten sie an diesem jahrhunderte alten Brauch fest. Allerdings muss man ein bisschen Übung haben, um die Lüttje Lage richtig zu trinken: Es gehören zwei spezielle Gläser dazu: eines gefüllt mit Lüttje Lagen-Bier und eines mit leichtem Korn (32%). Mit Daumen und Zeigefinger der rechten Hand wird das Lüttje Lagen-Bierglas umfasst, mit dem Mittelfinger und Ringfinger derselben Hand das Glas mit Korn. Das Lüttje Lagen-Glas und das Schnapsglas werden dann gleichzeitig so an die Lippen gesetzt, dass der Korn aus dem obenliegenden Glas zusammen mit dem Lüttje Lagen-Bier in einem Zuge getrunken wird. Es macht Spaß, diesen alten Brauch ausgiebig zu üben. Die Bruchmeister zeigen Ihnen gerne, wie es geht.

36. Osterfeuer der SPD Südstadt-Bult