Werte Anwesende,

ich habe die Ehre, ein paar Worte des Dankes zu sprechen. Dank gebührt allen, die mit ihrem Engagement und ihrer Beharrlichkeit dazu beigetragen haben, daß Günter Demnig heute hier in der Wißmannstraße Stolpersteine gegen das Vergessen verlegen konnte. Dank gebührt allen, die dafür gesorgt haben, daß die Verlegung der Stolpersteine in einem würdigen Rahmen vonstatten gehen konnte und Dank gebührt den Schülerinnen und Schülern der Wilhelm Raabe-Schule,

die uns mit der Verlesung der Namen der Opfer, die in der Wißmannstraße 11 und 13 gelebt haben, vor Augen geführt haben, daß die Ausgrenzung Namen hatte, Namen der Opfer und Namen der Täter, die aus der radikalen Mitte der Gesellschaft gekommen sind. Es waren Menschen aus der Nachbarschaft, die in ihrer Nachbarschaft Türen eintraten, Wohnungen verwüsteten, Menschen quälten und schließlich mithalfen oder billigend zusahen, als ihre Nachbarn in die Gaskammern geschickt wurden. Darauf hinzuweisen, halte ich in Zeiten um sich greifender Sarrazinitis für dringend geboten.

Wenige Schritte von hier entfernt, in der Tiestestraße 19, das ist heute die Nummer 39, lebte bis 1934 der Bibliotheksrat Werner Kraft. Nachdem er über London, Paris und Marseille nach Palästina geflüchtet war, notierte er über seine Empfindungen während der Zeit unmittelbar vor der Nazizeit: „Wohl sah ich die schwarze Wolke am Himmel, aber ich zog die grüne Erde vor. Meine Gedichte sagten schon alles, was der sie schrieb noch nicht zur Kenntnis nahm.“ Resümierend schrieb der Sachwalter Goethes in Jerusalem, wie Werner Kraft in Israel anerkennend genannt wurde: „Erst nach 1933 wußte ich endgültig und für immer, daß ich kein Deutscher war, daß ich ein Jude bin. Ihm wurde nun von einer verbrecherischen Gewalt diktiert, daß die Juden dem deutschen Volk nur durch die Sprache angehören. Was für ein Menetekel an der Wand, die schon mit Blut beschmiert war, eben durch die Sprache, die jene Gewalt ermordete, ehe sie die Menschen ermordete.“

Abschließend möchte ich mich beim Bezirksrat des Stadtbezirks Südstadt-Bult und bei der Stadt Hannover bedanken, weil es rechtzeitig gelungen ist, die Wißmannstraße umzuwidmen, die jahrzehntelang nach einem Kolonialverbrecher benannt war. Sie ist nunmehr nach Hermann Wißmann benannt, einem Kommunisten und Gewerkschafter, der am 6. März 1933, einen Tag nach der Reichstagswahl in das Konzentrationslager Heuberg in Stetten am kalten Markt verschleppt wurde, wo er am 8. April unter ungeklärten Umständen zu Tode gebracht wurde. Auch an diesen Ausgegrenzten erinnert ein Stolperstein. Die Legendenschilder für Hermann Wißmann werden übrigens am 8. November um 16.00 Uhr im Rahmen einer kleinen Feierstunde angebracht, zu der ich Sie herzlich einlade.

36. Osterfeuer der SPD Südstadt-Bult