In diesem Jahr gewinnt der Jahrestag der Reaktorkatastrophe in Tschernobyl (26. April 1986) durch die Ereignisse in Japan auf tragische Weise an Aktualität. Die Katastrophe in der japanischen Atomanlage Fukushima I hat erneut bewiesen, dass Atomenergie nicht beherrschbar ist. Jetzt geht es darum, Konsequenzen zu ziehen.

Es darf keinen erneuten Prozess des Vergessens geben, nicht für Japan und nicht für Tschernobyl. Dies fordern wir in unserem Antrag „Tschernobyl mahnt – Für eine zukunftssichere Energieversorgung ohne Atomkraft und eine lebendige europäische Erinnerungskultur“ (Drs. 17/5366).

Vor 25 Jahren ereignete sich in Tschernobyl die bisher schwerste Reaktorkatastrophe aller Zeiten. Die Folgen des Super-GAUs waren und sind noch immer verheerend: Durch die Explosion kam es zur massiven Freisetzung von Radioaktivität. In ganz Europa wurden mehr als 200.000 Quadratkilometer Fläche kontaminiert. Belarus, die Ukraine und Russland waren am stärksten betroffen. Hier wurde eine Fläche von 150.000 Quadratkilometern radioaktiv belastet. Zum Zeitpunkt der Katastrophe lebten dort 7,2 Millionen Menschen. 70 Prozent des Fallouts gingen alleine in Belarus nieder. Mehrere Hunderttausend Menschen verloren ihre Heimat. Die Zahl der Toten ist immer noch nicht endgültig ermittelt; Schätzungen reichen bis zu 100.000. Umweltorganisationen, unabhängige Tschernobyl-Experten und Tschernobyl-Hilfsorganisationen gehen bei ihren Schätzungen von weit höheren Opferzahlen als die Vereinten Nationen aus.

Eine zukunftsfähige Gesellschaft muss nach den aktuellen Ereignissen in Fukushima zeigen, dass sie lernfähig ist. Es ist vermessen zu glauben, die Natur oder die Atomenergie seien in Deutschland grundsätzlich besser beherrschbar. Die Formel muss lauten: Das „Restrisiko“ einer nuklearen Katastrophe kann, auch mit den höchsten Sicherheitsvorkehrungen, nicht ausgeschlossen werden. Bei der Nutzung der Atomenergie kann es deshalb keine Sicherheit geben. Wir müssen daher so schnell wie möglich und konsequent den Weg in eine sichere und effiziente Energieversorgung ohne Atomkraft auf der Grundlage Erneuerbarer Energien nutzen. Es muss alles daran gesetzt werden, dieses Ziel so schnell wie möglich zu erreichen. Es müssen alle Maßnahmen ergriffen werden, um die Nutzung der Atomkraft noch in diesem Jahrzehnt, möglichst noch vor 2020, zu beenden. Von Deutschland kann der entscheidende Impuls ausgehen, der zeigt, dass eine Industriegesellschaft ohne Atomkraft erfolgreich sein kann.

Außerdem fordern wir in unserem Antrag, dass die Erinnerung an die Opfer der Katastrophe aufrechterhalten werden muss. Hunderte von bürgerschaftlichen Initiativen in Deutschland versuchen, zum Teil seit 25 Jahren, die Leiden der Opfer von Tschernobyl durch Spenden und Hilfsaktionen zu mildern. Ihre Arbeit ist beispielhaft für ein bürgerschaftliches humanitäres Engagement, ohne das die Opfer der Katastrophe weitgehend alleingelassen wären. Diese Arbeit verdient höchste Anerkennung und Unterstützung.

36. Osterfeuer der SPD Südstadt-Bult