Seit zehn Jahren engagieren sich große Menschen für kleine Menschen und helfen beim Lesenlernen. Begonnen hat Mentor mit einer Idee des Südstädter Buchhändlers Otto Stender.

Von Lothar Pollähne

Wer seinen zehnten Geburtstag feiert, darf sich über den begleitenden Rummel nicht wundern. Eltern können davon ein Lied singen, denn meistens versammeln sich an solchen Ehrentagen jede Menge Rabauken, die noch nicht so recht wissen, ob sie noch klein oder schon fast groß sind.

Bei Mentor ist das ein wenig anders. Der Verein der LeselernhelferInnen ist nämlich etwas ganz Großes. Er hat in Deutschland Maßstäbe gesetzt im Bereich der ehrenamtlichen Bildungsarbeit. Getreu dem Motto: „Tue Gutes und rede darüber“, feierte Mentor den 10. Geburtstag am 15. November in großem Rahmen im großen Haus. Hannovers Opernhaus bot den Rahmen und viele, viele kamen: aus Hannover, der Region und dem Rest der Welt des Lesens.

Star des Tages, auch wenn er das nicht so gerne hört, war „Gründungsmentor Otto Stender“, der dem Geburtstagsprogramm als Moderator hintersinnig und charmant Struktur verlieh. Die „Hauptperson“ saß im Saal: viele hundert Mentorinnen und Mentoren, ohne die das ehrgeizige Projekt der Leseförderung keine Zukunft gehabt hätte. Allein in Hannover sind derzeit 1600 Mentorinnen und Mentoren aktiv und versehen ihren Lotsendienst auf dem Weg ins Lesen.

Die Erfolge waren auf der Bühne des Opernhauses zu bestaunen, wo sich der raunzige Kulturpessimist Kerstin Flenter alle Mühe gab, den Beweis anzutreten, dass Kinder heutzutage lesefaul seien. Pippi Langstrumpf, das Sams, Pinocchio und Emil Tischbein hatten da erhebliche Einwände. Mit einem Sketch, den der „Uralt-Mentor“ Wolfram Hänel anlässlich des Geburtstages verfasst hatte, traten Kinder aus dem Leselernprogramm auf, die pfiffig Figuren aus beliebten und geliebten Kinderbüchern auf die Bretter der Lesewelt brachten. In der Inszenierung von Johannes Bungenstab waren sie der tatsächliche Star der Matinee.

Dass auch die vielen Gratulantinnen und Gratulanten ihr Bestes gaben, soll nicht unter den Tisch fallen. So erinnerte Richard David Precht, Mentor-Schirmherr in Solingen, an die soziale Dimension des Leselern-Programms, in dem es neben dem Lesen vor allem ums „Kümmern“ geht, also darum, Menschen Ernst zu nehmen. Niedersachsens Kultusministerin Frauke Heiligenstadt bedankte sich bei Mentor für die gewinnbringende Arbeit, die positiv in die Schulen zurückwirkt und Hannovers 1. Bürgermeister Bernd Strauch, sagte flott die Verse des Verkehrskaspars auf, mit denen er als Kind zum Lesen verführt wurde.

Lesen, das war an diesem Tag, der bundesweit als „Vorlesetag“ begangen wurde, die bahnbrechende Erkenntnis, ist keine Last sondern eine Lust. Niemand konnte dieses überzeugender über die Bühne bringen als jene zwölf Kinder, die einen kleinen Teil der großen Literatur zum Leben erweckten. Die SPD Südstadt-Bult freut sich mit Mentor und dankt den Ortsvereinsmitgliedern Otto Stender und Johannes Bungenstab sowie den vielen, vielen Mentorinnen und Mentoren für ihr Engagement.

Otto Stender, Buchhändler und Mentor-Gründer
Otto Stender, Buchhändler und Mentor-Gründer Foto: lopo
36. Osterfeuer der SPD Südstadt-Bult