„Warum in die Ferne schweifen?“ dachte sich der OV Südstadt-Bult und lud zum diesjährigen HelferInnen-Ausflug in das NDR-Landesfunkhaus Niedersachsen am Maschsee ein. Mit Oliver Schubert als Führer gestaltete sich der Blick hinter die Kulissen des Niedersächsischen Senders sehr kurzweilig, interessant, informativ und humorvoll.

Zunächst wurde der Große Sendesaal vorgestellt, das Herz der Radio-Philharmonie. 1.200 Plätze stehen zur Verfügung und Herr Schubert versicherte, dass von jedem einzelnen die Akustik gleichwertig gut sei.

Nach dem theoretischen Teil folgte sogleich der Praxis-Test: im Studio C des NDR 1 Niedersachsen konnten stimmstarke SozialdemokratInnen beweisen, dass sie den Text „Oh, Krause!“ in unterschiedlichsten Variationen zu Gehör bringen können. Angelehnt an die Moderation von Jens Krause wird nun vielleicht ein Chor der Südstädter SPD in Zukunft dessen Witze kommentieren. Gespannt verfolgte die Gruppe den Arbeitsablauf einer Moderation: von eingespielten Jingles für die aktuellen Verkehrsmeldungen (von der Verkehrszentrale in Hamburg), vom Verlesen der Haupt- und Regionalnachrichten über die Anmoderation von fertigen Texten (wir hörten Anke Genius zu einem aktuellen Island-Text von Karsten Schmiester) bis zur Begleitung der vorgegebenen Musik steht das ganze Geschehen unter einem unerbittlichen Zeit-Diktat. Die Uhr bestimmt den Takt.

Der NDR als Kind seiner Zeit: auch hier spielt der Denkmalschutz eine große Rolle. So sind die Räume keinesfalls behindertengerecht, die Zuwegung für Rollstuhlfahrer zum Großen Sendesaal erfolgt z.B. über einen Lastenaufzug. Die Eingangshalle zum Kleinen Sendesaal ist bis ins Detail ein Schmuckstück der 50er und 60er Jahre, wo auch Architekt Dieter Oesterlen seine sichtbaren Spuren hinterließ.

Im Kleinen Sendesaal mit seinen 340 Plätzen ging es ein wenig „ins Eingemachte“ der Geschichte des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Objektivität, Neutralität und Unabhängigkeit als die tragenden Säulen sollten nach dem Willen der Alliierten, die nach dem Krieg den öffentlich-rechtlichen Rundfunk installierten, das Gegenstück zum mißbräuchlichen staatlichen Rundfunk sein. Negatives Beispiel: der Volksempfänger im Dritten Reich, „Goebbels-Schnauze“ genannt. Hannovers erster Rundfunksender stand übrigens bis 1944 auf dem Hanomag-Gelände.

Nach vielen interessanten Informationen über Radio-Geschichte ging es nun in die Fernseh-Studios: Monitore, Schalt-Tafeln, Technik ohne Ende. Hier hieß es nun Staunen und Hoffen, dass jemand im „off“ das Ganze überblickt. Anschaulicher war da schon das vertraute Studio von „Hallo Niedersachsen“ und dem NDR-Nachrichtenblock. Der Himmel hing nicht voller Geigen, sondern voller Scheinwerfer und Kameras. Zu besichtigen war auch die grüne Screen-Wand, auf die das Hannoversche Rathaus projeziert wird, wenn Thorsten Hapke seine Meldungen über VW spricht.

Im TNB-Raum (Tonnachbearbeitung) erklärte die Mitarbeiterin Frau Stoeckel sehr anschaulich anhand eines aktuellen Berichtes über die Wahlwiederholung in Österreich, wie auf eine Bildnachricht der gesprochene Text mittels Tonspur gelegt wird. Präzision ist oberstes Gebot. Die kurze Nachrichten-Sequenz von wenigen Sekunden beinhaltet mehrere Stunden Zuarbeit.

Nach gut zwei Stunden endete der „Blick hinter die Kulissen“ des NDR. Wir haben lange nicht alles gesehen, aber allein dieser Nachmittag bescherte einen neuen Blick auf die Arbeit im Funkhaus Niedersachsen in unserer unmittelbaren Nachbarschaft. / Margitta Schuermann

36. Osterfeuer der SPD Südstadt-Bult