Diese Tradition ist mittlerweile im besten Juso-Alter angekommen: Das rote Grünkohlessen des SPD-Ortsvereins Südstadt-Bult. Aus dem Terminkalender der Südstadt-Bult-Gesellschaft ist es nicht mehr wegzudenken. Auch bei der 26. Auflage am 4. November 2016 kam deshalb jede Menge Prominenz, um nach der Ehrung der Jubilare und der Grünkohlrede beim niedersächsischen Traditionsgericht mächtig zuzulangen:

allen voran Karl Ravens, begleitet von Ehefrau Barbara, Bundestagsvizepräsidentin Edelgard Bulmahn und die Landtagsabgeordneten Doris Schröder-Köpf und Stefan Politze und viele Gäste aus Vereinen, Theatern, Kirchen und dem Wirtschaftsforum.

Das Grünkohl zwar aufgewärmt ist — aber gleichwohl nicht „von gestern“ — und auch viele Jüngere anzieht, bewies der große Juso-Block mitten im Raum und Jamie-Lee Froehle, die erst kürzlich in die Partei eingetreten ist und passend zum Grünkohl vom Ortsvereinsvorsitzenden Frank Straßburger ihr rotes Parteibuch überreicht bekam.

Vor die Schlemmerei stellt der SPD-Ortsverein Südstadt-Bult traditionell die Ehrung der Jubilare und anderer verdienter Genossinnen und Genossen. Am 4. November wurden Ludwig Diener und Helmut Jäkel mit großem Applaus für ihr mehr als 25jähriges kommunalpolitisches Engagement im Bezirksrat. geehrt. Monika Klatt und Margret Hogrefe-Lerke erhielten eine Mini-Tischorgel mit der Melodie „Brüder zur Sonne“ zur 10jährigen Mitgliedschaft. Für 25 Jahre Parteizugehörigkeit wurden Rainer Lange, die frisch gewählte Bezirksratsfrau Petra Adolph und der SPD-Landesgeschäftsführer Georg Michael Brockmeyer mit der silbernen Ehrennadel ausgezeichnet.

Seit 50 Jahren sind Diethard Maul und der ehemaligen ehrenamtliche ver.di-Landesvorsitzende Jürgen Hohmann in der Partei, der sich daran erinnerte, dass er in jungen Jahren mit anderen Genossen nach Achim gefahren war, um dort mit Karl Ravens zu diskutieren. Ravens konnte sich mit Schmunzeln an diese Begegnung erinnern.

Ein Höhepunkt der Ehrungen war die Auszeichnung von Edith Nasemann, die im Januar 1956 der SPD beigetreten ist. Sie war zwar schon im Januar diesen Jahres von Bürgermeister Thomas Hermann und Bezirksbürgermeister Lothar Pollähne im kleinen Kreise geehrt worden, ließ sich aber die große Ehrung beim roten Grünkohlessen nicht entgehen. Edith Nasemann sorgte mit der Antwort auf die Frage, ob sie in 60 Jahren denn auch mal an den Austritt aus der Partei gedacht hätte, für Aufmerksamkeit mit den Worten: „Nein. Wenn man aus der Kirche oder der SPD austritt, kann man nicht mehr mitsingen!“

Eine besondere Ehrung erhielt Gabriele Wichert, die mit der Willy-Brandt-Medaille der SPD für besondere, langjährige Verdienst um die Partei ausgezeichnet wurde: als langjährige Vorsitzende des alten SPD-Ortsvereins Südstadt-West, als treibende Kraft beim Zusammenschluss mit dem Ortsverein Südstadt-Ost-Bult, als langjährige Abgeordnete in der Regionsversammlung und vor allem — besonders bedeutsam für die Parteitradition — als „Mutter des roten Grünkohlessens“. Das passte am 4. November 2016 wie der Deckel auf den Pott.

Den lüpfte Edelgard Bulmahn in ihrer Grünkohlrede ein wenig und offenbarte Neuigkeiten über die Magie des grünen Kohls. Grünkohl, so Edelgard Bulmahn, sei mitnichten norddeutsch, sondern rein gallisch: „Das ist der eigentliche Zaubertrank“, wusste die Präsidentin zu berichten und empfahl den Anwesenden: „Esst viel davon, dann seid ihr gut gerüstet, klug und stark für die kommenden Aufgaben“.

Nach diesem Schmankerl stellte sie ihrer Laudatio die Devise voran: „Gesicht zeigen!“ Hier muss die SPD Gesicht zeigen. „Angst machen ist der falsche Weg und Abschotten macht einsam.“ Gerade im Hinblick auf europäische Autisten wie Ungarn oder England empfahl Edelgard Bulmahn: „Nationalismus ist keine Lösung.“ Auch wenn wir die Ängste vieler Menschen zur Kenntnis nehmen müssten, sollten wir doch an dem wesentlichen Grundelement unserer Auffassungen festhalten: der Durchsetzung der Menschenrechte, bei uns und in allen anderen Ländern der Welt. „Die Gleichwertigkeit von Menschen allüberall ist ein hohes Gut“, so Edelgard Bulmahn. „Die Verletzung von Menschenrechten darf uns nicht kalt lassen und deshalb muss die SPD couragiert und selbstbewusst ihre Grundwerte vertreten.“

Edelgard Bulmahn war sich bewusst, dass dies wohl ihre letzte Grünkohlrede als Bundestagsvizepräsidentin im SPD-Ortsverein Südstadt-Bult gewesen ist, denn sie hat angekündigt, sich nicht noch einmal für ein Bundestagsmandat zu bewerben, da ihr klar ist, dass sie wohl nicht mehr Kanzlerin werden wird. Politisch abstinent allerdings will sie nach ihrer Abgeordnetenzeit nicht werden. Edelgard Bulmahn dankte Allen für die jahrelange Unterstützung und die Grünkohlrunde dankte es ihr mit langem Applaus. Danach nahmen die Anwesenden die präsidiale Aufforderung ernst und bedienten sich fleißig an den Grünkohltöpfen nach der Devise: Ohne Mampf kein Kampf.

36. Osterfeuer der SPD Südstadt-Bult