Wie verändert die Digitalisierung die Arbeitsbedingungen und das Leben der Menschen im Stadtteil? Mit dieser Frage beschäftigte sich der vierte Stadtteildialog der SPD Südstadt-Bult.

In ihrem kurzen Eingangsstatement stellte Yasmin Fahimi, Staatssekretärin im Bundesmi-nisterium für Arbeit und Soziales (BMAS) und Wahlkreiskandidatin der SPD, die anstehenden Herausforderungen vor. Es gelte die Umbrüche, die sich aus technischen Innovationen ergeben, zu gestalten.

Nach einer Studie, die das BMAS in Auftrag gegeben hat, werden aktuell rund 12% der Arbeitsplätze von dieser Entwicklung betroffen sein. Es braucht also eine starke Investition in die Köpfe der Menschen, um sie auf diese Umbrüche vorzubereiten und ihre Chancen auf dem sich wandelnden Arbeitsmarkt zu erhöhen. Sonst sei mit einer massiven Spaltung der Arbeitskräfte in Digitalisierungsgewinner/-innen und -verlierer/-innen zu rechnen. Angesichts des Fachkräftebedarfs in unserem Land darf es dazu auf keinen Fall kommen.

Deshalb beantwortet die SPD diese Herausforderung unter anderem mit einer Weiterbildungsstrategie für Alle. Die Bildungsteilzeit soll es den Menschen ermöglichen, sich weiter zu qualifizieren und damit attraktiv für den Arbeitsmarkt zu machen.

Bärbel Bruns, stellvertretende Betriebsratsvorsitzende bei Continental, Vahrenwald, bestätigte Fahimi. Sie berichtete, dass das Unternehmen mit Unterstützung der Betriebsräte das Engagement im Bereich duale Ausbildung, Übernahme und Weiterbildung verstärkt hat. Dazu ist unter anderem auch eine Betriebsvereinbarung zur Qualifizierung der Stammbelegschaft abgeschlossen worden. Darin wird der Fokus nicht mehr nur auf junge Menschen gelegt, sondern auch die Zielgruppe der Beschäftigten um die 50 Jahre in den Blick genommen, die aufgrund des aktuellen Renteneintrittsalters noch deutlich mehr als 10 Jahre im Unternehmen verweilen. Qualifizierungsbedarfe gibt es dabei nicht nur im produzierenden, sondern auch im kaufmännischen Bereich.

Peter Remm, Vorsitzender des Wirtschaftsforums Südstadt, kritisierte in Bezug auf die Digitalisierung die Bewertungsportale. Durch gezieltes Kaufen von positiven Bewertungen werden Kund(inn)en in die Irre geführt und bewusst getäuscht. Da Kaufentscheidungen immer öfter von diesen Bewertungen abhängig gemacht werden, wird es für die Einzelhändler/-innen immer schwieriger sich durchzusetzen. Darüber hinaus erschwert auch die Tatsache, dass sich Kundinnen und Kunden gern vor Ort beraten lassen und dann online einkaufen die Perspektiven des Einzelhandels. Trotzdem geht er davon aus, dass sich Beratungsqualität und der Umgang mit individuellen Kundenwünschen als Alleinstellungsmerkmale mittelfristig durchsetzen werden.

In diesem Zusammenhang verwies Lothar Pollähne, Bezirksbürgermeister Südstadt-Bult, auf die Verantwortung und Macht der Kundinnen und Kunden. Das gilt insbesondere auch für den Erhalt eines lebenswerten und lebendigen Quartiers, in dem Einzelhandel, Gesundheitsversorgung und öffentliche Daseinfürsorge selbstverständlich sein müssen. Er verwies außerdem darauf, dass eine erhöhte Aufmerksamkeit im Umgang mit Nachrichten aus dem Internet (den so genannten Fake-News) erforderlich sei. Hier könne er selbst auf leidvolle Erfahrungen zurückgreifen.

In der Diskussion spielten außerdem die Themen Entgrenzung von Arbeit und Privatleben, der Umgang mit Beschäftigten mit Lern- und anderen Behinderungen, die digitale Arbeitswelt und der Umgang mit Hackern eine Rolle.

Das gemeinsame Fazit der Diskutant(inn)en war, dass die Herausforderungen für Menschen – egal ob Beschäftigte oder Kund(inn)en – eher größer werden und dass bei aller Digitalisierung der Mensch nicht zu kurz kommen darf.

36. Osterfeuer der SPD Südstadt-Bult