Abgehend von der Hildesheimer Straße erstreckt sich zwischen der Geibelstraße und der Böhmerstraße die kurze Allmersstraße bis zur Bodenstedtstraße. Benannt ist sie seit 1911 nach dem friesischen Heimatdichter Hermann Allmers.

Hermann Allmers

Selbstverständlich gibt es in Rechtenfleth an der Unterweser eine Hermann-Allmers-Straße. Dort wird der so genannte Marschendichter Hermann Allmers am 11.2.1821 als einziges Kind einer wohlhabenden Bauernfamilie geboren. Allmers‘ Mutter ist Tochter eines Pastoren, aufgeklärte Christin und prägt maßgeblich die liberale Haltung des Sohnes. Die Eltern fördern Hermanns Wissbegier, indem sie ihm mehrere Reisen durch Deutschland und Italien ermöglichen. Während einer der ersten Reisen lernt Allmers in Freyburg an der Unstrut den nachmaligen „Turnvater“ Friedrich Ludwig Jahn kennen. Er geht mit Studenten aus Halle und Jena auf Wanderschaft und dichtet, inspiriert von der zauberhaften Landschaft das Studentenlied „Dort Saaleck, hier die Rudelsburg“, das später zum Erkennungslied korporierter, deutschnationaler Studenten wird. Allmers selbst ist alles andere als deutschnational. Politisch steht er den Ideen des Vormärz nahe. 1863 beteiligt sich Hermann Allmers als Synodaler im Königreich Hannover an der Verteidigung des aufgeklärten liutherischen Katechismus von 1790. Mit seinen religiösen Dichtungen unter dem Titel „Fromm und Frei“ tritt Allmers 1889 für eine undogmatische Haltung des Christentums ein.

1849 übernimmt Hermann Allmers nach demTode des Vaters den elterlichen Hof, der bis zu seinem Tod am 9.3.1902 sein Lebensmittelpunkt sein wird. Mitte der 50er Jahre des 19. Jahrhunderts beginnt der naturgeschichtlich interessierte Hermann Allmers mit der Aufzeichnung seiner Norddeutschen Vegetationsbilder, die dann 1858 als Marschenbuch veröffentlicht werden, das den Untertitel „Land- und Volksbilder aus den Marschen der Weser und Elbe“ trägt Darin wird zum ersten Mal eine deutsche Landschaft in ihrer Komplexität dargestellt. 1858 reist Hermann Allmers für 15 Monate nach Italien, wo er seinen lebenslangen Freund Ernst Haeckel, den „deutschen Darwin“ kennenlernt. Seine Erinnerungen an jene Reise fasst Hermann Allmers in seinem Buch „Römische Schlendertage“ zusammen, das neben Goethes „Italienreise“ zum populärsten Sehnsuchtsbuch des 19. Jahrhunderts wird. Der enorm fleißige, mitunter romantisch verträumte Hermann Allmers, in dessen Nachlass sich über 11000 Briefe befinden, stirbt am 9.3.1902 in Rechtenfleth.

Zum Mitträumen das von Johannes Brahms vertonte Gedicht „Feldträume“:

Feldträume

Ich ruhe still im hohen, grünen Gras
Und sende lange meinen Blick nach oben,
Von Grillen rings umschwirrt ohn’ Unterlaß,
Von Himmelsbläue wundersam umwoben.
Die schönen weißen Wolken ziehn dahin
Durch's tiefe Blau, wie schöne stille Träume; –
Mir ist, als ob ich längst gestorben bin,
Und ziehe selig mit durch ew’ge Räume.

Karikatur: Die Gartenlaube, 1872


Hier geht es zurück zur Übersicht

36. Osterfeuer der SPD Südstadt-Bult