Unmittelbar hinter dem Abzweig der Schlägerstraße von der Hildesheimer Straße biegt die Lutherstraße nach Osten ab. Sie kreuzt die Sallstraße und endet mit der Einmündung in die Große Düwelstraße. Benannt ist sie seit 1873 nach dem Reformator Martin Luther.

Martin Luther

Einer Umfrage des ZDF zufolge rangiert er auf der Liste der „Größten Deutschen“ auf Rang zwei. Vor ihm liegt Konrad Adenauer und direkt hinter ihm Karl Marx. Martin Luther ist aus der deutschen Geschichte nicht wegzudenken, auch wenn er nur einer von etlichen Aufmüpfigen gegen die Vormundschaft der Heiligen Römischen Kirche ist. Martin Luther wird am 10. November 1483 in Eisleben im Mansfelder Land geboren. Seine Eltern Margarethe und Hans leben in wohlständigen Verhältnissen. Der Vater hat es vom Bauern und Bergmann zum Mineneigner gebracht. Das Kind wird am 11. November 1483 in der Sankt-Petri-Pauli-Kirche getauft und erhält den Vornamen des Tagesheiligen Martin.

Von 1488 bis 1497 besucht Martin Luther die Stadtschule in Mansfeld. Danach wird er ein Jahr lang von den „Brüdern vom gemeinsamem Leben“ an der Magdeburger Domschule unterrichtet. Seine Schulkenntnisse vervollkommnet Luther an der Pfarrschule St. Georgen in Eisenach. Im Frühjahr 1501 beginnt Martin Luther mit dem Studium der „Sieben Freien Künste“. So werden die Fächer Grammatik, Rhetorik, Dialektik, Arithmetik, Geometrie, Musik und Astronomie bezeichnet. Mit dem Examen zum „Magister artium“ beendet Martin Luther im Januar 1505 seine akademische Grundausbildung.

Auf Wunsch des Vaters soll Martin Luther vom Sommersemester 1505 an sein Studium an der juristischen Fakultät in Erfurt aufnehmen. Der Legende nach unterbricht ein schweres Gewitter am 2. Juli 1505 diesen Weg. Angeblich soll der angehende Jurist Todesangst ausgestanden und der Heiligen Anna gegenüber das Gelübde abgelegt haben, Mönch werden zu wollen. Gegen den Willen seines Vaters tritt Martin Luther am 17. Juli 1505 in das Kloster der Augustiner-Eremiten in Erfurt ein. Dort wird er am 4. April 1507 zum Priester geweiht. 1508 wird er vom Generalvikar des Ordens zum Zwecke des Theologiestudiums nach Wittenberg versetzt. Mitte 1509 kehrt er nach mehreren erfolgreich absolvierten Prüfungen nach Erfurt zurück.

Nach einer Romreise — wahrscheinlich im Sommer 1511 — kehrt Martin Luther nach Wittenberg zurück, wo er im darauffolgenden Jahr zum Doctor Theologiae promoviert wird und in der Nachfolge seine Mentors und Beichtvaters Johann von Staupitz den Lehrstuhl für Bibelauslegung übernimmt. 1514 wird Luther zum Provinzialvikar seines Ordens ernannt und mit der Aufsicht über elf Konvente betraut. In den darauffolgenden Jahren vollzieht sich Luthers reformatorische Wende. Nach einer von ihm selbst als „Erleuchtung“ bezeichneten Erkenntnis definiert Luther das „Prinzip der Gerechtigkeit Gottes“. Fußend auf den theologischen Lehren des Apostel Paulus beschreibt Luther den barmherzigen Gott, der den Menschen seines Glaubens wegen mit Gnade und Gerechtigkeit beschenkt.

Damit nimmt Luther Abschied vom strafenden Gott und stellt sich gegen die herrschende Meinung der Kirche, die sich die Vergebung von Sünden selbst für bereits Dahingeschiedene mit dem Handel von Ablassbriefen teuer bezahlen lässt. Der Anlass für diese Geschäftspraktik ist höchst profan: Die Kirchenoberen haben sich ihrer Prunksucht wegen hoch verschuldet. In Rom fehlt das Geld für den Bau des Petersdoms und Erzbischof Albrecht von Mainz mangelt es an Barem, um seine Schulden bei den Fuggern bezahlen zu können, die ihm das Kurfürstenamt finanziert haben. Im Auftrag des Bischofs zieht der Bußprediger Johann Tetzel durch die ostdeutschen Lande. Martin Luther wendet sich aus theologischer Sorge gegen den Ablasshandel und verfasst 97 Thesen, um einen Glaubensdiskurs anzuregen. Daraus entstehen jene 95 Thesen, die Martin Luther einem Bericht Philipp Melanchtons zufolge am 31. Oktober 1517 an das Hauptportal der Schlosskirche zu Wittenberg angeschlagen haben soll. Luther stellt damit keineswegs die Autorität des Papstes und die Einheit der Kirche in Frage, aber er fordert eine Reformierung der Kirche „an Haupt und Gliedern“.

Albrecht von Mainz, dem Luther die Thesen vorab hatte zukommen lassen, verklagt den Verfasser beim Papst wegen Ketzerei. Dazu mach auch beigetragen haben, dass Luther begonnen hat, seine Texte in allgemein verständlichem Deutsch zu verfassen. Im Juni 1518 eröffnet Papst Leo X. den Ketzerprozess gegen Martin Luther und fordert den Widerruf seiner Thesen. Am 15. Juni 1520 droht der Papst Martin Luther mit dem Bann. Die Verkündungsbulle lässt Luther verbrennen. Das zieht die Exkommunikation nach sich.

Vor dem Reichstag in Worms erhält Martin Luther am 18. April 1521 die Gelegenheit, seine Thesen zu verteidigen und erklärt: „Weder dem Papst noch den Konzilien allein glaube ich, da es feststeht, dass sie häufig geirrt und sich selbst widersprochen haben“. Wieder weigert er sich, seine Thesen zu widerrufen und wird deshalb mitsamt seinen inzwischen zahlreichen Anhängern mit der Reichsacht belegt. Luther ist damit an Leib und Leben bedroht. Auf dem Rückweg von Worms nach Wittenberg wird er von seinem Schutzherrn Friedrich dem Weisen entführt und als Junker Jörg auf der Wartburg in Eisenach versteckt. Dort übersetzt Luther in wenigen Monaten die Psalmen und das Neue Testament aus dem Griechischen ins Deutsche.

Innerhalb kurzer Zeit verbreiten sich die Gedanken der Reformation in deutschen Landen und sorgen für die bis heute andauernde Spaltung der Kirche. Während sich ein Teil der Herrscher zum neuen Glauben bekennt, hält der andere am alten Glauben fest. Damit endet Luthers Rolle als Reformator. Mit den Kirchenfürsten hat er sich erfolgreich angelegt, mit den Fürsten, die ihn dabei unterstützt haben, mag er sich nicht anlegen. Während der Bauernkriege schlägt sich Luther auf die Seite der Mächtigen und verdammt mit seiner Schrift „Wider die mörderischen Rotten der Bauern“ die Aufständischen und ihre Ideen. Den Tod des Bauernführers Thomas Müntzer begrüßt Martin Luther gar als gerechte Strafe für den Teufel, der gegen Gottes Gebote aufbegehrt hätte.

Als Martin Luther 1525 die aus dem Kloster Nibschen bei Grimma entwichene Nonne Katharina von Bora heiratet und damit öffentlich das bis dahin geltende Zölibatsgebot bricht, befürchten manche seiner Weggefährten das Ende der Reformation. Luthers Verständnis von Gottgefälligkeit setzt sich letztlich durch

Martin Luthers Obrigkeitshörigkeit wirft ebenso Schatten auf seine reformatorischen Leistungen wie sein Verhältnis zum Judentum. Noch kurz vor seinem Tod erklärt er, dass man den Juden zunächst die Taufe anbieten und sie widrigenfalls vertreiben solle, da sie sonst ihr „gotteslästerliches“ Tun fortsetzen und damit das Christentum bedrohen könnten. Mit seinen Judenschriften trägt Luther maßgeblich zum Antisemitismus mit all seinen Folgen bei. Auch das ist eine Folge der Reformation, die in ihrem Ursprung eine rein innerkirchliche Auseinandersetzung ist und mitnichten eine gesellschaftliche. Die allerdings ist durch Luthers Bestrebungen durchaus vorangetrieben worden, denn die bürgerliche Gesellschaft war ohnehin auf dem Sprung.

Als Philipp Melanchton auf dem Reichstag in Augsburg 1530 das von ihm verfasste Glaubensbekenntnis vorträgt, das Kaiser Karl V. schließlich notgedrungen dulden muss, ist der nach wie vor geächtete Martin Luther nicht dabei. Er bleibt bis 1545 als Professor und Seelsorger in Wittenberg tätig und verfasst weiterhin kirchenpolitische Schriften gegen den Papst. Während eine Aufenthalts in seiner Geburtsstadt Eisleben stirbt Martin Luther am 18. Februar 1546. Am 22. Februar 1546 wird er in der Schlosskirche zu Wittenberg beigesetzt.


Hier geht es zurück zur Übersicht

36. Osterfeuer der SPD Südstadt-Bult