Am Ende der Sallstraße liegt stadtauswärts der größte Platz der Südstadt. Angelegt wurde er 1916 und während der Hochphase des 1. Weltkrieges nach den Kolonialverbrecher Carl (Karl) Peters bekannt. Die den Platz umlaufende Straße hieß bis 1924 Haspelstraße und wurde dann umbenannt in „Am Karl-Peters-Platz“. Der Kolonialbeamte Carl Peters war bereits 1897 unehrenhaft und unter Verlust seiner Versorgungsbezüge aus dem Reichsdienst entlassen worden. In Afrika wurde er „mkono wa damu“, auf deutsch „Blutige Hand“ genannt, in der kolonialkritischen deutschen Presse hieß er „Hänge-Peters. Der sozialdemokratische Vorwärts nannte Peters einen „grimmigen Arier, der alle Juden vertilgen will und in Ermangelung von Juden drüben in Afrika Neger totschießt wie Spatzen und zum Vergnügen Negermädchen aufhängt, nachdem sie seinen Lüsten gedient haben“. 1905 wurde Carl Peters gnadenhalber rehabilitiert und von 1914 bis zu seinem Tod am 10.8.1918 aus einem Fonds Kaiser Wilhelm II. finanziell unterstützt. Beigesetzt wurde Carl Peters auf dem Stadtfriedhof Engesohde. Den überdimensionalen Grabstein entwarf kein Geringerer als Karl Elkart. 1935 ließen die Nazis ein Denkmal auf dem Karl-Peters-Platz aufstellen, das erst 1988 mit einer Mahntafel zum Gedenken an die Opfer des Kolonialverbrechers Peters versehen wurde. 1973 tauchte zum ersten Mal die Forderung auf, den Platz umzubenennen. Nach dem faschistischen Putsch in Chile wurde der Name Salvador Allende ins Gespräch gebracht. 1979 gründete sich eine Bürgerinitiative zur Umbenennung des Platzes. Erst am 27.6.1991 beschloss der Rat der Landeshauptstadt Hannover, den Platz nach Bertha von Suttner zu benennen. Dieser Beschluss wurde am 1.2.1994 rechtskräftig.

Bertha von Suttner

Bertha Sophia Felicita Baronin von Suttner kommt am 9.6.1843 in Prag als Gräfin Kinsky von Wchinitz und Tettlau zur Welt. Ihr Vater, ein General, stirbt vor ihrer Geburt. Sie wächst daher bei ihrer Mutter auf, die entfernt mit dem Freiheitsdichter Theodor Körner verwandt ist. Die Mutter verspielt das väterliche Vermögen, sodass Bertha 1873 eine Stelle als Gouvernantin bei Karl von Suttner annehmen muss. Sie verliebt sich in Arthur Gundaccar von Suttner, den jüngsten Sohn des alten Freiherrn, was Arthurs jedoch Mutter hintertreiben will. Sie besorgt Bertha eine Stelle als Privatsekretärin bei Alfred Nobel in Paris.

Nach ihrer Rückkehr aus Paris heiratet Bertha Gräfin Kinsky von Wchinitz und Tettlau Arthur von Suttner, der daraufhin von den Eltern enterbt wird. Das Paar zieht für acht Jahre nach Georgien zu Fürstin Ekaterina Dadiani von Mingrelien, wo es unter schwierigen Umständen von Übersetzungen und dem Verfassen von Unterhaltungsromanen lebt. Der Russisch-Türkische Krieg von 1877 - 1878 verändert das Leben der Eheleute von Suttner. Beide beginnen Artikel über den Krieg für deutschsprachige Zeitungen zu schreiben, Bertha unter dem Pseudonym B. Oulet. 1885 kehren die Suttners nach Wien zurück, söhnen sich mit der Familie aus und leben hinfort im Familienschloss Harmannsdorf in Niederösterreich. Beide schreiben weiter und engagieren sich pazifistisch.

1889 veröffentlicht Bertha von Suttner jenes Buch, das sie zur Ikone der Friedensbewegung werden lässt. Der Titel des Buches „Die Waffen nieder!“ ist bis heute der internationale Weckruf gegen jedweden Krieg. Das Buch erscheint in 37 Auflagen und wird mit 12 Übersetzungen auch zu einem internationalen Erfolg. 1891 kündigt Bertha von Suttner die Gründung einer „Österreichischen Gesellschaft der Friedensfreunde“ an, deren Präsidentin sie bis zu ihrem Tod sein wird. Ein Jahr später wird sie Mitgründerin der „Deutschen Friedensgesellschaft“. Bertha von Suttner nutzt ihre langjährige Bekanntschaft mit Alfred Nobel und stiftet ihn an zur Stiftung des Friedensnobelpreises, den sie 1905 als erste Frau selbst erhält.

Wenige Wochen vor dem Beginn des 1. Weltkrieg, vor dem sie eindringlich gewarnt hat, stirbt Bertha von Suttner am 21.6.1914 in Wien. Bestattet wird sie in Gotha, wo sie als Mitglied des Vereins „Die Flamme“ die Errichtung des ersten Krematoriums auf deutschem Boden gefördert hatte. Bertha von Suttners Asche wird bis heute im Gothaer Columbarium aufbewahrt.


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