Von der Hans-Böckler-Allee verläuft die Clausewitzstraße im Stadtteil Bult in nördlicher bis zur Bahnüberführung. Von dort aus führt sie am Stadtpark vorbei bis Theodor-Heuss-Platz. Angelegt wurde sie 1913 und benannt nach dem Generalmajor und Militärtheoretiker Carl von Clausewitz.

Carl von Clausewitz

Carl von Clausewitz

Dieses Zitat kennen Pazifist*innen und Kriegstreiber*innen gleichermaßen: „Der Krieg ist eine bloße Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln.“ Enthalten ist es im 1. Band des Buches „Vom Kriege“, das Carl von Clausewitz zwischen 1816 und 1830 verfasste und das postum von seiner Witwe Marie von Clausewitz von 1832 bis 1834 herausgegeben wurde. „Vom Kriege“ gilt als Hauptwerk des Militärtheoretikers Carl von Clausewitz.

Geboren wird Carl Philipp Gottlieb Clauswitz am 1. Juli 1780 in Burg bei Magdeburg als Sohn des Steuereinnehmers Friedrich Gabriel Clauswitz und seiner Ehefrau Friederike Dorothea Charlotte. Angeblich stammten die Clauswitz aus einem oberschlesischen Adelsgeschlecht, was jedoch immer wieder angezweifelt wurde. Sehr zum Verdruss des Carl Clauswitz. Trotz dieser Unstimmigkeit können Carl Clauswitz und zwei seiner Brüder ihren Dienst in einem rein adligen Regiment der preußischen Armee aufnehmen.

Carl, der bis zu seinem 12. Lebensjahr an einer Lateinschule unterrichtet wurde, begann seinen Dienst im Frühsommer 1792 als Fähnrich im Infanterieregiment „Prinz Ferdinand“. Im darauf folgenden Jahr sammelt Clauswitz in den Schützengräben vor der von Preußen belagerten, von den Franzosen beherrschten Stadt Mainz erste Kriegserfahrungen. Kriege mit Frankreich werden das weitere militärische Leben des Carl Clauswitz bestimmen.

Im Oktober 1801 zieht Clauswitz in die gerade von Gerhard von Scharnhorst gegründete Allgemeine Kriegsschule in Berlin ein. 1804 graduiert er als Jahrgangsbester und wird Adjutant des Prinzen August von Preußen und erhält Zugang zu höheren Kreisen und lernt seine spätere Frau Marie von Brühl kennen. 1806 nimmt Carl Clauswitz als „Stabskapitän“ am „Dritten Napoleonischen Krieg“ teil, der mit der Niederlage Preußens in der Schlacht bei Jena und Auerstedt seinen Höhepunkt erreicht. Am 28. Oktober 1806 wird Carl Clauswitz gemeinsam mit Prinz August bei Prenzlau in Gefangenschaft genommen, nach Berlin gebracht und Napoleon vorgestellt, den er für herablassend hält. Clauswitz verbringt ein Jahr in französischer Gefangenschaft und schreibt Briefe über die Kriegsereignisse des Jahres 1806.

Nach seiner Rückkehr wird Clauswitz von Scharnhorst in dessen persönlichen Stab aufgenommen und arbeitet an der Reorganisation der Armee. 1810 wird er zum Major ernannt und lehrt Generalstabsdienst. Nebenbei unterrichtet er als Hauslehrer den Kronprinzen und späteren ersten Kaiser Wilhelm. 1812 scheidet Carl Clauswitz aus dem Militärdienst aus, weil er nicht mit Napoleon gegen Russland ziehen will. Stattdessen dient sich der Stratege den Russen an. In Preußen gilt Clauswitz danach als Fahnenflüchtiger. Erst im April 1814 kann er zurückkehren und wird zum Oberst befördert. 1815 nimmt er an dem entscheidenden Feldzug gegen Napoleon teil, der mit dessen Niederlage bei Waterloo endet.

1818 wird Carl Clauswitz aus dem aktiven Militärdienst weggelobt und zum Direktor der Allgemeinen Kriegsschule ernannt. Es ist ein Frühstücksdirektorenposten, denn lehren darf Clauswitz an der Kriegsschule nicht. im selben Jahr erfolgt die Ernennung zum Generalmajor, was ihn jedoch nicht befriedigt, da er nicht in den aktiven Militärdienst zurückkehren darf. Das ändert sich auch nicht, als Clauswitz 1821 in den Generalstab übernommen wird. 1827 schließlich werden Carl Clauswitz und seine Brüder vom preußischen König endlich in den lange behaupteten Adelsstand erhoben und heißt fortan Carl von Clausewitz.

1830 darf Carl von Clausewitz schließlich in den aktiven Militärdienst zurückkehren und wird zur 2. Artillerie-Inspektion nach Breslau versetzt. Im November 1830 kommt es im russisch besetzten Teil des Nachbarlandes Polen zu Aufständen gegen das zaristische Regime. Russische Armeen marschieren daraufhin in Polen ein. Clausewitz wird in der Folge am 6. März 1831 Stabschef des preußischen Observationskorps unter dem Befehl des Grafen Neidhard August von Gneisenau. Aufgrund des Polnisch-Russischen Krieges erhöht Preußen seinen militärische Präsenz in der “Provinz Posen“. Mit den russischen Truppen kommt die Cholera nach Polen und breitet sich rasch nach Westen aus. Gneisenau infiziert sich und stirbt am 23. August in Posen. Carl von Clausewitz übernimmt daraufhin die Befehlsgewalt über die preußíschen Truppen. Auch er erkrankt an der Cholera und kehrt nach Breslau zurück, wo er am 16. November 1831 wahrscheinlich an der Seuche stirbt. Beerdigt wird Clausewitz in der schlesischen Metropole.

1971 werden die sterblichen Überreste des Carl von Clausewitz und der Marie von Clausewitz nach Burg umgebettet. Ein Grund dafür mag die Bewunderung Lenins für den preußischen Militärtheoretiker gewesen sein. Der russische Revolutionär hatte sich in seinen Exiljahren in der Schweiz intensiv mit Clausewitz Schriften beschäftigt. Wahrscheinlich liegt der Grund für die Umbettung jedoch in der Anfang der 1970er Jahre aufkommenden Wertschätzung Preußens in der DDR und der Ausrichtung der Nationalen Volksarmee an „preußischen Tugenden“.

Mit Mao Zedong gehörte ein weiterer sozialistischer Revolutionäre zu den Bewunderern des Carl von Clausewitz, der als Begründer der Theorie des Guerillakrieges gilt, den er „kleinen Krieg“ bezeichnete. Die Wertschätzung des Militärtheoretikers ist systemübergreifend. So steht eine Clausewitz-Büste im „National War College“ in Washington DC und an der Führungsakademie der Bundeswehr in der Clausewitz-Kaserne in Hamburg ist das „Internationale Clausewitz-Zentrum“ eingerichtet.


Abbildung: Carl von Clausewitz nach einem Gemälde von Karl Wilhelm Wach um 1818


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