Im Stadtteil Bult führt vom Robert-Koch-Platz parallel zum Bahndamm die Findorffstraße bis zur Lindemannallee. Benannt ist sie nach dem Moorkolonisator Jürgen Christian Findorff.

Jürgen Christian Findorff

Jürgen Christian Findorff

Der heutige Landkreis Osterholz ist ohne die Arbeit Jürgen Christian Findorffs nicht vorstellbar, denn erst der „Moorkolonisator“ sorgte für die Vermessung, Entwässerung und Besiedlung jenes moorigen Landstrichs, in dem die meisten Ortsgründungen von Findorff betrieben wurden. Geboren wird Jürgen Christian Findorff am 22. Februar 1720 in Lauenburg an der Elbe als Sohn eines Tischlers. Im Alter von 19 Jahren übernimmt er die väterliche Werkstatt und zeigt dabei so viel Geschick, dass der hannoversche Landesbaumeister ihm die Möglichkeit eröffnet, Kenntnisse im Wasserbau und in der Landvermessung zu erwerben. Im Selbststudium verschafft sich Jürgen Christian Findorff das Wissen, das ihn befähigt, Kirchen zu bauen. So leitet er von 1757 bis 1759 den Bau der Zionskirche in Worpswede und baut in seinen letzten Lebensjahren die Kirchen in Grasberg und Gnarrenburg. Auch für den Bau von Mühlen und Brücken zeichnet Findorff verantwortlich.

Ab 1751 arbeitet Jürgen Christian Findorff im Auftrag des Kurfürsten Georg II. August von Hannover als Kolonisator der Moore zwischen Hamme und Wümme. Während seiner Amtszeit werden insgesamt 14.000 Hektar Moorgebiet kultiviert und 1.116 Siedlerstellen für rund 5.000 Menschen geschaffen. Allein diese Tätigkeit trägt ihm den Namen „Vater aller Moorbauern“ ein. Findorff schafft nicht nur die materiellen Bedingungen für die Besiedlung der großen Moore, sondern legt mit der Abfassung seines „Moorkatechismus“ einen Moralkodex für die anzuwerbenden Siedler vor. „Es ist besser fleißige als bloß bemittelte Leute zum Anbau zu nehmen“, schreibt und warnt: „Vor allen Dingen hüte man sich, Säufer und Prozeßgänger aufzunehmen, diese Leute taugen gar nicht im Mohre.“

Am 20. September 1771 ernennt Georg III. Jürgen Christian Findorff zum offiziellen Moorcommissar. Bis zu seinem Tod am 31. Juli 1792 bleibt Findorff seiner „Berufung“ treu. Er erschließt weitere Siedlungsgebiete und lässt etliche Kanäle anlegen. Auch für sich selbst legt er in Mehedorf, seit 1974 ein Stadtteil von Bremervörde, eine Anbaustelle an, die er allerdings nie bewohnt. Begraben ist Jürgen Christian Findorff, dessen jüngerer Bruder Johann Dietrich als mecklenburgischer Hofmaler erfolgreich ist, auf dem alten Iselersheimer Friedhof, der zur Gemeinde Mehedorf gehört.



Abbildung: Jürgen Christian Findorff, Zeichnung: Ignetius


Hier geht es zurück zur Übersicht

36. Osterfeuer der SPD Südstadt-Bult