Friedrichswall
Zwischen Aegidientorplatz und Willy-Brandt-Allee bildet seit 1952 ein Stück des Friedrichswalls die Grenze der Südstadt. Von 1787 bis 1952 war dies die Friedrichstraße. Benannt ist sie nach Friedrich August, Prinz von Großbritannien und Irland, Herzog von York und Albany, Herzog zu Braunschweig und Lüneburg und Fürstbischof von Osnabrück. In der Südstadt gibt es nur eine Postadresse am Friedrichswall. Die Nummer 10 beherbergt die Norddeutsche Landesbank.
Friedrich August, Herzog von York und Albany
Lange bevor Friedrich August 1784 zum Herzog von York und Albany ernannt wird, verleiht ihm sein Vater, Georg III. , König von Großbritannien und Irland, am 27. Februar 1764 das Amt des Bischofs von Osnabrück. Das ist möglich, weil nach dem Westfälischen Frieden dies Amt abwechselnd von einem katholischen und einem evangelischen Bischof ausgeübt wird. Letzteren stellt das Herzogtum Braunschweig-Lüneburg, und das ist an der Reihe, als Friedrich August gerade ein halbes Jahr alt ist. Geboren wird der zweite Sohn Georg III. am 16. August 1763 in London, wo er am Hofe für höhere Aufgaben erzogen wird.
Während sich in Frankreich die Revolution ankündigt, wird Friedrich August in Berlin zum Soldaten herangebildet, angeblich unter den Augen Friedrichs des Großen. Der Erfolg ist zweifelhaft, denn der Preußenkönig ist mehr Schöngeist als Stratege und Friedrich August eher mäßig begabt. Am 27. September 1791 heiratet Friedrich August in Potsdam die preußische Prinzessin Friederike, mit der er in Oatlands Park bei London Haus und Hof nimmt. 1793 wird Friedrich August zum Befehlshaber der britisch-hannoverschen Armee in den Niederlanden ernannt. Er soll den Kampf gegen die Franzosen anführen. Das gelingt zunächst auch mit der Einnahme von Valenciennes. Die Belagerung von Dünkirchen jedoch endet am 8. September 1793 mit einer Niederlage. In der Schlacht von Hondsscoote sterben 4.000 Soldaten. Chronisten schreiben die Niederlage den österreichischen Verbündeten zu. Spätere Geschichtsschreiber sind dagegen von der Unfähigkeit Friedrich Augusts überzeugt.
Wie dem auch sei: 1795 ernennt ihn Georg III. zum Feldmarschall und Oberbefehlshaber des britischen Heeres. Vier Jahre später betraut ihn der König mit dem Oberbefehl über eine britisch-russische Expeditionsarmee, die am 19. September 1799 bei Bergen von den Franzosen geschlagen wird. Dieses Mal schreiben Zeitgenossen die Niederlage dem misslichen Wetter und dem mangelnden Engagement der russischen Truppen zu. Aber auch in diesem Fall sind spätere Geschichtsschreiber von der Unfähigkeit Friedrich Augusts überzeugt. Nach der Kapitulation von Alkmaar am 18. Oktober 1799 räumen die Briten die Niederlande.
Am 29. Oktober 1802 legt Friedrich August sein Amt als Fürstbischof von Osnabrück nieder, weil die Franzosen das Hochstift dem Kurfürstentum Braunschweig-Lüneburg zugeschlagen haben. Immerhin trägt ihm der Verzicht eine jährliche Rente von 18.000 Pfund ein. Nach einer Auseinandersetzung mit seiner Geliebten Mary Anne Clarke verkalkuliert sich der notorisch klamme Friedrich August. Die Weigerung, der Mätresse ein jährliches Schweigegeld in Höhe von 400 Pfund auszuzahlen, rächt sich mit Enthüllungen und einem Ermittlungsverfahren durch das britische Unterhaus. Friedrich August wird zwar freigesprochen, aber sein Ansehen ist so stark ramponiert, dass er den Oberbefehl am 20. März 1809 niederlegt. Zwei Jahre später ist er wieder im Amt. 1814 wird er wegen „seiner Verdienste im Kampf gegen Napoleon“ von Kaiser Franz I. zum österreichischen Feldmarschall ernannt.
Die letzten Jahre bis zu seinem Tod am 5. Januar 1827 verbringt Friedrich August als Bankdrücker und „Katholikenfresser“ im Oberhaus. Obwohl der „Großmeister des Bathordens“ neben seiner Rente aus dem Fürstbischofsamt ein jährliches Einkommen von weiteren 24.000 Pfund hat, ist er bei seinem Tode mit zwei Millionen Pfund verschuldet. Heute thront der Herzog von York und Albany so hoch auf einer Säule im St. James‘s Park in London, dass die Londoner bis heute spotten, er versuche auf diese Weise seinen Gläubigern zu entkommen.
Da die Ehe mit Friederike von Preußen kinderlos bleibt, erlischt der Titel „Herzog von York und Albany“ 1827. Seither wird nur der Titel „Herzog von York“ verliehen, den seit 1986 Prinz Andrew, der zweite Sohn der britischen Königin Elisabeth trägt.