Zwischen der Kleinen Düwelstraße und der Lutherstraße gelegen biegt die kurze Heinrich-Stamme-Straße von der Stolzestraße ab und führt bis zum Sonnenweg. Benannt ist sie seit 1906 nach dem Ricklinger Ziegeleibesitzer Heinrich Stamme. In der Heinrich-Stamme-Straße 4 wohnte von 1911 bis 1914 der damals als „Lärmprofessor“ titulierte Philosoph Theodor Lessing.

Heinrich Stamme

So viel zumindest ist bekannt: Carl Heinrich Wilhelm Stamme gehört zu den weitgehend unbekannten Namensgebern in Hannover. Geboren wird er am 23. Juni 1849 als Sohn eines Landwirts in Ricklingen bei Hannover, wo die ursprünglich aus Laatzen stammende Familie einen Vollmeierhof hatte, der bis 1915 auf dem Gebiet der heutigen Stammestraße 38 lag. Von seinem Großvater erbt Stamme eine Ziegelei in Ricklingen, von der aktenkundig ist, dass dort 1895 ein Feuer gelöscht werden musste und dass 1899 für den Ziegeleibetrieb eine Dampflok angeschafft wurde. 1890 kauft sich Heinrich Stamme ein Grundstück in der Langensalzastraße 5 in der Südstadt,wo er sich von Christoph Hehl, dem bedeutendsten Kirchenbaumeisters des ausgehenden 19. Jahrhunderts, ein repräsentatives Wohnhaus errichten lässt. Die Gebäude sind im 2. Weltkrieg nicht von Bomben zerstört worden, tragen heute die Hausnummern 1 und 1a und stehen unter Denkmalschutz.

Heinrich Stamme ist ein vermögender Mann, der seine Heimatstadt reich beschenkt. Seine umfangreiche Kunst- und Möbelsammlung geht in den Bestand des Kestner-Museums über. Testamentarisch verfügt Stamme, dass die Stadt ein Legat in Höhe von 125.000 Reichsmark erhalte, um damit nach einem Entwurf des Architekten Heinrich Eggert einen Brunnen bauen zu lassen. Über den Standort streiten die Gelehrten.

In der „Geschichte der Stadt Hannover“ (1994) schreibt Dieter Brosius, dass die Brunnenanlage auf dem Schünemannplatz und damit in Ricklingen errichtet werden sollte. Hugo Thielen dagegen behauptet im „Hannoverschen Biographischen Lexikon“ (2002), es sei ein Monumentalbrunnen auf dem Trammplatz geplant gewesen. Das wiederholt Thielen im „Stadtlexikon Hannover“ (2009), wobei ihm das Kunststück gelingt, die Heinrich-Stamme-Straße kurzerhand aus der Südstadt nach Ricklingen zu verlegen. Wo die 125.000 Reichsmark versickert sind, ist nicht überliefert.

Mit seinem Geburtsort Ricklingen bleibt Heinrich Stamme bis über seinen Tod am 10. Juni 1905 hinaus verbunden. Der Michaelis-Gemeinde stiftet er die neo-romanische Friedhofskapelle, die bis heute als eine der schönsten in Hannover gilt. In der angebauten Gruft werden die Spender Heinrich und Wilhelm Stamme, deren Frauen und der Baumeister Theodor Knust bestattet. Nach dem großen Hochwasser von 1946, als das Wasser in der Kapelle bis zur Decke reicht, entschließt sich die Gemeinde, die Särge wenige Meter von der Gruft entfernt in der Erde zu bestatten.

Eine Abbildung Heinrich Stammes ist nicht bekannt.


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