Grußwort von Bürgermeister Thomas Hermann beim Neujahrsempfang von EFG, FlüWo, VfL Eintracht, KGV Tiefenriede und GDA-Wohnstift
Meine sehr geehrten Damen und Herren,
ich weiß nicht, wie es Ihnen geht. Aber mir kommt dieser ja schon traditionelle Neujahrsempfang der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde am Döhrener Turm (EFG), der EFG-Flüchtlingsunterkünfte, dem VfL Eintracht Hannover, dem Kleingärtnerverein Tiefenriede und dem benachbarten GDA-Wohnstift wie ein großes, herzliches Familientreffen vor.
Herzlichen Dank für die Einladung und herzliche Grüße aus dem Rathaus!
Wie Sie sehen, bin ich nicht Konstanze Beckedorf, unsere Dezernentin für Soziales, Sport sowie Migration und Teilhabe. Als großer Fan dieses außergewöhnlichen Empfangs bin ich heute Abend sehr gern für sie kurzfristig eingesprungen. Wir wünschen ihr von hier aus gute Besserung.
„Sport verbindet“, das haben sich die Veranstalter als Thema des Grußwortes der Stadt gewünscht. Wie passend!
Wie kommen Menschen verschiedener Generationen, Herkunft, Kulturen und Religionszugehörigkeiten überhaupt zueinander – kurz- und langfristig, wechselseitig, und vor allem: friedlich und zur Zufriedenheit der allermeisten?
Damit aus Fremden Nachbarn, Freunde und Arbeitskollegen werden, wie es Ministerpräsident Stephan Weil beim Tag der Deutschen Einheit hier in Hannover formuliert hat?
Wer ist geeignet, hierfür solide Brücken zu bauen?
Neben der Musik gelingt dies dem Sport wohl mit am besten:
- Sport bedeutet aktive Freizeit, Fitness und Gesundheit!
- Sport schafft Begegnungen und Gemeinsamkeit!
- Sport lässt gemeinsam erleben, gemeinsam erfahren.
- Gemeinsame Trainingsstunden und Wettkämpfe verbinden – einer für alle, alle für einen.
- Und so lässt sich auch eine Sprache viel einfacher lernen.
Hannover ist eine internationale, eine weltoffene und tolerante Stadt. Eine Einwanderungsstadt. Hier leben Menschen aus vielen verschiedenen Ländern und Kulturkreisen, und sie alle sind uns willkommen.
Unser Wille und unsere Aufgabe ist Integration, nicht Ab- und Ausgrenzung. Auch wenn es sich hier und da erst zurechtruckeln muss, und nicht alles auf Anhieb gelingt.
Diejenigen unter uns, die Flucht und Vertreibung im und nach dem Zweiten Weltkrieg selbst erlebt haben, sie wissen nur allzu gut, wie sich die Fremde anfühlt, bevor sie zur neuen Heimat wird, zum neuen Zuhause. Für unser städtisches Zusammenleben ist Integration und Teilhabe existenziell. Damit sich alle auch als Hannoveranerinnen und Hannoveraner fühlen können. Eine offene Gesellschaft, wie unser Rathaus ein offenes Haus ist. Das ist unser erklärtes Ziel.
Das müssen wir lernen und tagtäglich neu leben, vorleben. Und wir tun gut daran, voneinander zu lernen.
Denn unser städtischer Halbmillionen-Kosmos lebt und profitiert von dieser Vielfalt. Auch von der Vielfalt in den Stadtteilen mit jeweils sehr eigenen Identitäten. Von der Vielfalt in der Kultur und in den Kulturen. Von der großen Vielfalt in der Musik, Stichwort: UNESCO City of Music. Freizeit, Naherholung oder eben auch im Sport - diese Vielfaltsliste ließe sich noch länger fortsetzen.
Diese Vielfalt und ein funktionierendes soziales Miteinander machen unsere Stadt attraktiv, gerade auch für Zuwanderer.
Zurück zum Verbindenden des Sports.
Meine sehr geehrten Damen und Herren,
historisch gesehen wurden Sportvereine als Interessensgemeinschaften von Gleichgesinnten gebildet, die über den Sport den Zusammenhalt in den jeweiligen sozialen Milieus stärken wollten.
Die Entwicklung im organisierten Sport der letzten Jahrzehnte zeigt aber deutlich auf, dass weitere gesellschaftlich relevante Herausforderungen immer stärker die Sportvereine betreffen:
- von Integration und Inklusion im Allgemeinen
- bis hin zu Gesundheits- und Gewaltprävention im Speziellen.
Das Engagement der Sportvereine in Ganztagsschule, Ferienbetreuung, Flüchtlingshilfe und natürlich die Gewinnung von Ehrenamtlichen sind bedeutende gesellschaftliche Aufgaben.
Dabei hätten Sportvereine eigentlich „nur“ den Auftrag, den Bedarf an Sport in ihren jeweiligen Quartieren zu ermitteln und zu organisieren.
Als langjähriges Mitglied des Sportausschusses, als Vorsitzender des Internationalen Ausschusses und als Bürgermeister sehe ich diese Öffnung der Sportvereine aus diesen verschiedenen Perspektiven sehr positiv. Es verschwimmen die strikten Grenzen zwischen der Sportvereinsarbeit und der professionellen Sozialen Arbeit, die Handlungsfelder verzahnen sich zunehmend. Das ist notwendig und gut so.
Die Entwicklungen der Migrationsbewegungen, die Vielfalt der Stadtgesellschaft, der demographische Wandel und nicht zuletzt die Veränderungen im Freizeit- und Sportverhalten verlangen aktives und engagiertes Handeln.
Ich bin der festen Überzeugung, dass angesichts dieser großen Herausforderungen ein gemeinsames und abgestimmtes Vorgehen unabdingbar ist.
Inzwischen gibt es kaum einen Bereich in der städtischen Versorgung, der den Aspekt von Bewegung und Sport nicht berücksichtigt:
- frühkindliche Bewegungsförderung in den Kitas,
- Ganztagsschulbetrieb,
- Sport und Bewegung im Alter sind nur einige Bespiele.
Durch die breite Beteiligung von Akteuren der Stadtgesellschaft ist es uns gemeinsam gelungen, mit der Sportentwicklungsplanung ein Manifest des Sports zu verfassen,
- das die Interessen der Hannoveranerinnen und Hannoveraner,
- die Zukunftsfähigkeit unserer Sportvereine,
- den informellen Sport und
- die Potenziale von unterschiedlichen Einrichtungen und Institutionen der Stadtgesellschaft berücksichtigt.
Die heutige Veranstaltung ist ein sehr gutes Beispiel dafür, wie die Stadtgesellschaft Sport als verbindendes Thema aufgreift und das soziale Handeln der Einzelnen stärkt.
Genau dieses Bewusstsein, nämlich soziale Verantwortung für die Gemeinschaft zu übernehmen, bringt uns weiter und ermöglicht die Herausforderungen in der Integration und auch Inklusion von allen Bevölkerungsgruppen zu meistern.
Gerade die Eingliederung von geflüchteten Menschen in das hiesige Sportsystem erfordert von den Sportvereinen weitere große Anstrengungen.
Seit 2009 ist der VfL Eintracht Hannover Stützpunktverein des Bundesprogramms „Integration durch Sport“.
Die Koordinierungsstelle „Sport und Geflüchtete in Hannover“, ebenfalls beim VfL Eintracht angesiedelt, baut seit einem Jahr in Zusammenarbeit mit weiteren Sportvereinen und sozialen Einrichtungen gut funktionierende Unterstützerstrukturen auf.
Um das gemeinsame Sporttreiben zu fördern, steht die Koordinierungsstelle durch die finanzielle Unterstützung des Landessportbundes und der Klosterkammer Hannover und in Absprache mit dem Stadtsportbund, Sportvereinen, wie auch Engagierten aus der Flüchtlingshilfe als Ansprech- und Netzwerkpartnerin zur Verfügung. Sie ist für alle Vereine in unserer Stadt ansprechbar und leistet hervorragende Arbeit.
Hervorheben möchte ich auch die seit Jahren bestehende Kooperation der EFG mit Sportvereinen: mittels Sport wird das Miteinander in unserer Stadt verbessert.
Dass daraus mehr wird, im besten Fall gelungene Integration, ist unter anderem Akteuren wie Ihnen zu verdanken!
Und nicht zuletzt den zugewanderten Menschen, die sich z. B. über die Begegnungen und Erfahrungen beim Sport kontinuierlich mit Herz und Engagement für Neues öffnen und sich damit selbstständig für ihre Integration bemühen.
Lassen Sie uns also diese verbindende Vielfalt und die Kraft des Miteinanders auch künftig in unserer Stadt und in den Quartieren bewahren und stärken. Dieser Neujahrsempfang und die Aktivitäten der hier Beteiligten sind das beste Beispiel dafür!