Nach jahrelangen Bemühungen ist am 26. September 2016 in Anwesenheit der Schwiegertochter Irene Strathmann, der Enkelin Sharon Fischel und des Enkels Milton Fischel die Lola-Fischel-Straße eingeweiht worden. Sie führt von der Heinrich-Heine-Straße stadteinwärts bis zum Bertha-von-Suttner-Platz und ersetzt die Sohnreystraße, dessen bisheriger Namensgeber Heinrich Sohnrey wegen seiner rassistischen Blut-und-Boden-Schriften und seiner Hitler-Freundschaft nicht mehr tragbar war.

Bezirksbürgermeister Lothar Pollähne erinnerte in einer kurzen Ansprache daran, dass gerade in Zeiten religiöser Zuspitzungen der interreligiöse Dialog von besonderer Bedeutung für das Zusammenleben ist. Gerade deshalb setzt die Benennung einer Straße nach Lola Fischel ein Zeichen für Verständigung.

Lola Fischel zu Ehren sang Andrej Sitnov, der Kantor der Jüdischen Gemeinde, das Gedenkgebet für die Opfer der Shoah „El male rachamin“.

Bürgermeister Thomas Hermann schließlich würdigte das Wirken Lola Fischels mit einem Grußwort, bevor er dann mit Lothar Pollähne die Enthüllung des Straßenschildes vornahm.

„Lola Fischel war eine besondere Frau.

Sie hat den Holocaust überlebt und sich danach in vielfältiger Weise über Jahrzehnte für den Dialog zwischen Juden und Christen eingesetzt.

Das war und ist auch in der Rückschau überhaupt nicht selbstverständlich gewesen. Im Gegenteil: Das war eine große Geste der Versöhnung von Seiten eines Opfers.

Lola Fischel hat in ihrer Heimatstadt Hannover nach den schlimmen Erfahrungen während der NS-Zeit, ihrer Inhaftierung in Konzentrationslagern einen ganz persönlichen Neuanfang gewagt.

Sie hat maßgeblich dazu beigetragen, dass der Dialog zwischen den verbliebenen Juden und anderen Deutschen in Gang kam. Dazu gehörte auch die Gründung der Jüdischen Gemeinde Hannover, an deren Wiege neben anderen insbesondere auch Lola Fischel stand.

Die intensiven Kontakte zwischen ehemaligen jüdischen Hannoveranerinnen und Hannoveranern in Israel und deren früherer Heimatstadt gingen auf ihr unermüdliches Engagement zurück:

Der Verband der ehemaligen Hannoveraner wurde in Tel Aviv von Lola und Siegmund Fischel mitbegründet.

Zu ihrem unermüdlichen Streben, das Miteinander von Deutschen und Israelis, von Menschen unterschiedlicher Religionen zu fördern gehörten auch die großzügigen Einladungen der Seniorengruppen in ihr Haus bei Besuchen in Hannover.

Auch dafür ist Lola Fischel mit der hannoverschen Stadtplakette ausgezeichnet worden.

Das Wirken zum Miteinander der Religionen ist etwas, das auch heute immer noch und ganz besonders wichtig ist. Wir erleben gerade, wie Religionen durch radikale Kräfte missbraucht werden.

Ein Schwerpunkt der vielseitigen Arbeit von Lola Fischel war der Einsatz für das Jüdische Seniorenheim in unserer Stadt. Über 30 Jahre arbeitete sie für das Jüdische Altersheim; sie war ab 1974 im Vorstand und ab 1980 Vorsitzende.

Es ist das einzige jüdische Seniorenheim in Niedersachsen und es trägt seit dem Neubau den Namen Lola-Fischel-Haus.

Neben dieser bleibenden Erinnerung gibt es von heute an eine zweite Erinnerung an diese ungewöhnliche Frau und Bürgerin unserer Stadt: Die Lola-Fischel-Straße.“