Werte ökumenische Pfingstgemeinde,

ich darf mich ganz herzlich für die Einladung zum heutigen Tage bedanken und überbringe ihnen Allen die Grüße des Stadtbezirksrates Südstadt-Bult. Alle Jahre wieder freue ich mich auf dieses weit über die Grenzen der Südstadt und der Landeshauptstadt Hannover hinaus einzigartige Fest, das vor allem Eines symbolisiert: Einheit in Vielfalt. Und alle Jahre wieder bin ich gespannt auf das Pfingstmotto.

Da ich davon ausgehe, dass Sie Ihr Kirchenjahr nicht mal eben zwischen zwölf und Mittag planen, muss ich Ihnen zur Weitsicht des diesjährigen Mottos gratulieren, das sie dem Buch des Propheten Hezekiel entnommen haben: „Neues Herz und neuer Geist“. Das steht für Zuversicht in schwierigen Zeiten und in solchen befinden wir uns fraglos. Wer sich zurzeit in Europa umschaut und dort nach der Einheit in Vielfalt sucht, kann eigentlich nur zu einer Erkenntnis kommen: Europa ist von allen guten Geistern verlassen! Ein wirres Gemisch aus partikularistischen und nationalchauvinistischen Ideen hat sich in vielen EU-Staaten breitgemacht. Einige Mitgliedsländer haben ihre Grenzen mit Zäunen und Mauern geschlossen, in der irren Hoffnung, das Flüchtlingselend werde an ihnen vorüberziehen. Andere grenzen sich im Inneren ab in der Erwartung, so ihre eigene Identität bewahren zu können. Ein Land gar ist dabei, sich völlig auszugrenzen und glaubt dabei, alte imperiale Größe wiedererlangen zu können. Allen gemeinsam fehlt das, was sie sich in diesem Jahr als Motto vorangestellt haben: „Neues Herz und neuer Geist“. Das gibt zwar Anlass zur Besorgnis, ist aber kein Grund, in Hoffnungslosigkeit zu verfallen und gerade deshalb sind Feste wie das heutige so wichtig, weil sie deutlich machen, dass es auch anders geht, wenn es denn einen gemeinsamen Willen zur Gestaltung der gesellschaftlichen Gegenwart und Zukunft gibt. Der gesamtdeutsche Rockpoet Rio Reiser hat vor 30 Jahren zum Schwebezustand zwischen Resignation und Einmischung die passenden Worte gefunden, die er bei John F. Kennedy und dieser aus dem Talmud entlehnt hatte. Der Song heißt „Wann“ und daraus möchte ich Ihnen ein paar Zeilen als Aufmunterung für diesen und die vielen kommenden Tage vortragen:

„Du sagst
Du willst die Welt nicht retten
Das ist dir alles ne Nummer zu groß
Und die Weltenretter war'n schon so oft da
Nur die meisten verschlimmbessern bloß
Und doch fragt mich jeder neue Tag
Auf welcher Seite ich steh
Und ich schaff's einfach nicht einfach zuzusehen
Wie alles den Berg runtergeht

Wann, wenn nicht jetzt
Wo, wenn nicht hier
Wie, wenn ohne Liebe
Wer, wenn nicht wir!“

In diesem Sinne wünsche ich uns allen noch einen besinnlichen Pfingstmontag.