In der westlichen Südstadt führt seit 1962 der Nestroyweg von der Wedemeyerstraße ostwärts in Richtung Alte-Döhrener-Straße. Der Nestroyweg ist nur zum Teil mit Kraftfahrzeugen befahrbar. Benannt ist er nach dem österreichischen Dramatiker Johann Nepomuk Nestroy.

Johann Nepomuk Nestroy

Johann Nepomuk Nestroy

Am 7. Dezember 1801 wird dem Hof- und Gerichtsadvokaten Johann Nestroy und seiner Frau Magdalena ein Sohn geboren, den sie auf den Namen Johann Nepomuk Eduard Ambrosius taufen lassen. Der Junge soll nach dem Willen des Vaters Jurist werden, zeigt aber schon während seiner Schulzeit ein ausgeprägtes Interesse für die Bühne. Seinen ersten öffentlichen Auftritt absolviert er 1814 als Klavierspieler in einem Konzert am Wiener Schottengymnasium.

Seinen Neigungen zum Trotz beginnt er 1820 dennoch mit dem Studium der Rechtswissenschaften, das er zwei Jahre später beendet. Seine während des Studiums entdeckte Liebe zum Gesang führt ihn an die „Wiener Hofoper“, wo er als Sarastro in Mozarts Zauberflöte auftritt. Nach drei Jahren als Opernsänger an die „Hoogduitse Schouwburg“, dem Deutschen Theater in Amsterdam wendet sich Johann Nepomuk Nestroy der Schauspielerei zu und wird in Brünn, Graz und Pressburg (Bratislava) engagiert.

1831 holt ihn Theaterdirektor Carl Carl als Bühnenautor und Komiker an das Theater an der Wien. wo er mit Lokalpossen und Satiren so „erfolgreich“ agiert, dass er vom 16. bis zum 21. Januar 1836 eine Haftstrafe wegen „Extemporierens“ absitzen muss. Nestroy hatte sich erfrecht, losgelöst vom vorgegebenen Text, auf der Bühne Stellung zu tagespolitischen Ereignissen abzugeben. Nestroy ist zu dieser Zeit der wohl erfolgreichste Bühnenautor Österreichs. Als Carl Carl 1838 auch die Direktion des Leopoldstädter Theaters übernimmt, kann sich Nestroy in seiner Doppelfunktion als Autor und Schauspieler über ein Zuviel an Arbeit und Einkommen nicht beschweren.

Die bürgerliche Revolution von 1848 nutzt Nestroy, um nach dem Wegfall der Zensur seinen Stücken noch mehr Schärfe zu verleihen. Allerdings ist diese kleine Freiheit nur von kurzer Dauer, sodass viele seiner Stücke nicht zur Aufführung gelangen und erst nach Nestroys Tod veröffentlicht werden. Dennoch eckt er mit seinen Stücken immer wieder an, weil er als aufgeklärter, lästerlicher Realist gegen den romantisierenden Kitsch seiner Zeit anschreibt. Selbst widrigen Umständen vermag Nestroy noch eine Pointe abzugewinnen. Einmal tritt er aus Protest gegen überhöhte Brötchenpreise mit „Semmeln“ statt mit Manschettenknöpfen auf und wird wegen Verhöhnung eines Berufsstandes für eine Nacht arretiert. Da ihm eine öffentliche Entschuldigung auferlegt wird, verziert er diese mit einem Dank an die Arrestwärter, die ihm die Brötchen durchs Schlüsselloch in die Zelle geschoben hätten.

Dass Nestroy mit seinem beißenden Spott nicht überall auf Beifall stößt, ist verständlich. „Witz- und gehaltlose Machwerke“, wie manche Kritiker schreiben, bringt Nestroy nicht zur Aufführung. Viele seiner gut achtzig Stücke sind nie über die Stadtgrenzen Wiens hinaus gekommen, weil sie einen starken Lokal- und Zeitbezug haben. Ein Wiener Dialektdichter ist Johann Nepomuk Nestroy dennoch nicht. Dafür gibt es keinen geringeren Zeugen als Karl Kraus, der viele Werke Nestroys in den jeweiligen Originalfassungen gelesen hat, die sich durch eine gelungene Melange von Hochsprache, Mundart und sprachlichen Neuschöpfungen auszeichnen. Für die Verwienerung der Stücke nach Nestroys Tod, ist der große Spötter nicht verantwortlich. Dass Stücke mit so ausufernden Titeln wie „Walpurgiblocksbergiseptemtrionalis oder Die Abenteuer in der Sclaverey oder Asiatische Strafe für europäische Vergehn oder Des ungerathnen Herrn Sohns Leben Thaten und Meinungen, wie auch seine Bestrafung in der Sclaverey und was sich alldort ferneres mit ihm begab“ heute nicht mehr gegeben werden ist nachvollziehbar.

Dennoch gehört Nestroy vor allem in Österreich zum Standardrepertoire und zwei seiner Stücke werden auch heute noch außerhalb der Alpenrepublik gespielt: „Der böse Geist Lumpacivagabundus oder das liederliche Kleeblatt“ und „Einen Jux will er sich machen“. Letzteres diente als Vorlage für Thornton Wilders Text für das Musical „Hello Dolly“. Von 1854 bis 1860 ist Johann Nepomuk Nestroy Direktor des „Carltheaters“ in der Leopoldstadt in Wien. 1859 erwirbt Nestroy ein Haus in Graz, wo er seine letzten Lebensjahre verbringt. Dort steht er am 29. April 1862 zum letzten Mal auf der Bühne. Vier Wochen später, am 25. Mai 1862 stirbt Johann Nepomuk Nestroy in Graz, wo er zunächst auch beigesetzt wird. 1890 erhält Nestroy ein Ehrengrab auf dem Wiener Zentralfriedhof.

Johann Nepomuk Nestroy, Gemälde von Franz Schrotzberg

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