Abzweigend von der Krausenstraße führt die Oesterleystraße westwärts bis zur Schlägerstraße. 1899 angelegt, war die Oesterleystraße ursprünglich durchgängig befahrbar, dann wurde zunächst 2001 der Bereich am Oesterleyplatz bis zur Albert-Niemann-Straße zur Fußgängerzone und mit der Umgestaltung des nördlichen Stephansplatzes wurde 2010 auch der Straßenteil entlang des Parkplatzes autofrei. Benannt ist die Oesterleystraße nach dem Maler und Kunsthistoriker Carl Wilhelm Friedrich Oesterley. Vor 1899 war die Straße Teil der Großen Barlinge.

Carl Wilhelm Friedrich Oesterley

Porträt Carl Wilhelm Friedrich Oesterley
Gemälde von Königin Marie von Hannover und Kronprinz Ernst August

Am 22. Juni 1805 wird Carl Wilhelm Friedrich Oesterley als zweiter Sohn des Juristen und Sekretärs der Georgia Augusta Universität, Georg Heinrich Oesterley, in Göttingen geboren. Schon als Knabe entwickelte der junge Oesterley einen ausgeprägten Hang zur Malerei. Er porträtiert seine Mitschüler auf den Seitenrändern seiner Schulbücher und bemalt großformatig Wände mit Motiven aus der Natur. Dem Vater bleibt das Talent des Sohnes nicht verborgen und er lässt ihm Zeichenunterricht erteilen. Vor ein Studium der Malerei allerdings muss Carl Wilhelm Friedrich Oesterley nach dem Willen des Vaters ein ordentliches Hochschulstudium absolvieren. 1821 schreibt er sich an der „Georgia Augusta“ ein und studiert Archäologie, Geschichte und Philosophie. Nachdem er 1824 mit einem kunstgeschichtlichen Thema promoviert worden ist, zieht es Oesterley nach Dresden, wo er bei dem eher konservativen Historienmaler Johann Friedrich Matthäi studiert. 1826 folgt Oesterley den Traditionen seines Gewerbes und geht für zwei Jahre nach Italien, wo er sich vor allem an den Vorlagen älterer Meister wie Giotto schult. In Rom gehört er dem einflussreichen Künstlerkreis um August Kästner an. 1829 kehrt Oesterley an die „Georgia Augusta“ zurück, habilitiert sich und wird 1831 zum außerordentlichen Professor ernannt. Ihm obliegt die Aufsicht über die Gemälde- und Kupferstichsammlung der Universität. Zur Vervollkommnung seiner Farbgebung besucht Oesterley 1834 die Kunstakademie Düsseldorf und studiert bei Wilhelm von Schwadow, einem bedeutenden Vertreter der in jenen Jahren stilprägenden „Nazarener“. 1842 ernennt die „Georgia Augusta“ Carl Wilhelm Friedrich Oesterley zum ordentlichen Professor. Er hält vor allem kunsthistorische Vorlesungen ab und erteilt praktischen Mal- und Zeichenunterricht. Mehr als nur nebenher arbeitet er weiter besessen an eigenen Zeichnungen und Gemälden und erwirbt sich so viel Wertschätzung, dass er 1845 zum Hannoverschen Hofmaler ernannt wird. Die Stelle ist gut dotiert, aber sie ist für Oesterley mit der Residenzpflicht in Hannover verbunden, was ihn in arge Konflikte mit seiner Lehrtätigkeit in Göttingen bringt. Die kunsthistorische Lehre, der sich Oesterley verschrieben hatte, kommt nahezu zum Erliegen. Erst 1863 endet die Doppelbelastung für Oesterley, weil sich König und Universität auf das Ende der Lehrtätigkeit unter Fortzahlung der Bezüge einigen. Mit der Niederlage des Königreiches Hannover im „Deutschen Krieg“ 1866 endet Oesterleys Stellung als Hofmaler, da es in der preußischen Provinz Hannover keinen königlichen Hof mehr gibt. Von da an arbeitet Carl Wilhelm Friedrich Oesterley als freischaffender Künstler und spezialisiert sich auf Porträts und religiöse Motive und Historiengemälde. 1842 gehört Oesterley neben Ernst von Bandel, Hermann Kestner, Edmund Koken, Heinrich Kümmel und Heinrich Marschner zu den Mitgründern des „Hannoverschen Künstlervereins“. Hochgeehrt stirbt Karl Wilhelm Friedrich Oesterley am 29. März 1891 in Hannover. Sein Oeuvre ist weit verstreut. Große Sammlungen besitzen die Universität Göttingen und das Landesmuseum in Hannover. Auch Oesterleys Kinder Carl-August, Marie und Luise, die bei ihm ersten Unterricht genießen, werden wie ihr Vater anerkannte Künstler*innen.



Abbildungen

Adolf Zimmermann: Porträt Carl Wilhelm Friedrich Oesterley undatiert

Carl Wilhelm Friedrich Oesterley: Gemälde von Königin Marie von Hannover und Kronprinz Ernst August, 1846, im Besitz der „Henriettenstiftung“ (Diakovere Henriettenstift, Marienstraße)

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