Ausgehend von der Willy-Brandt-Allee führt die Planckstraße in nordöstlicher Richtung bis zur Langensalzastraße. Sie ist nicht etwa nach dem Physiker und Nobelpreisträger Max Planck benannt, sondern seit1897 nach dessen Onkel Gottlieb Planck, dem Vater des Bürgerlichen Gesetzbuches. An der Planckstraße liegt die Staatskanzlei, der Amtssitz des Niedersächsischen Ministerpräsidenten.

Gottlieb Planck

Gottlieb Planck

Als Nachkomme einer aus Württemberg stammenden Gelehrtenfamilie wird Gottlieb Karl Georg Planck am 24. Juni 1824 in Göttingen geboren, wo sein Großvater Gottlieb Jakob Planck eine Professur für Kirchenrecht innehat. Der Vater ist Jurist und wird zum Appellationsgerichtsrat in Celle ernannt. Dort besucht Gottlieb Planck das humanistische Gymnasium, das heutige „Gymnasium Ernestinum“. Nach dem Abitur kehrt Planck nach Göttingen zurück und studiert an der „Georgia Augusta“ Rechtswissenschaft.

1846 schließt er das Studium als Jahrgangsbester ab und tritt in den Justizdienst des Königreichs Hannover ein. Glücklich wird im Reich des antiliberalen Königs Ernst August I. nicht. Weil er sich 1848 in Hannover dem Arbeiterverein anschließt, wird Planck 1849 zunächst nach Osnabrück und 1852 nach Aurich versetzt, wo zu seinem Glück das preußische „Allgemeine Landrecht“ gilt. Trotz aller Widrigkeiten gehört Gottlieb Planck von 1852 bis 1855 der zweiten Kammer des Landtages von Hannover, dem so genannten Staatsrat, an. Auch in Aurich agiert Planck unbotmäßig und erlässt ein Urteil, das die Außerkraftsetzung weiter Teile der Verfassung für nichtig erklärt. In der Folge wird er an das kleine Obergericht in Dannenberg verbannt, wo er sich weiteren Disziplinarmaßnahmen ausgesetzt sieht. So wird ihm 1859 einerseits die Entlassung angedroht, gleichzeitig aber die Aufnahme des Rechtsanwaltsberufes verweigert, weil er im Staatsdienst ist.

Auch wenn ihm politische Aktivitäten untersagt sind, beteiligt sich Gottlieb Planck 1859 an der Gründung des “Deutschen Nationalvereins“, der einen kleindeutschen Nationalstaat ohne Beteiligung Österreichs anstrebt. Durch Vermittlung des hannoverschen Justizministers Ludwig Windthorst kann Planck ab 1863 am Obergericht in Meppen arbeiten. 1868 wird er dann, wie sein Vater zuvor, Rat am Appellationsgericht in Celle.

Mit der Annexion des Königreiches Hannover durch Preußen endet 1866 die Zeit der politischen Drangsalierungen für Gottlieb Planck. Er schließt sich der „Nationalliberalen Partei“ an, wird Mitglied des norddeutschen und schließlich des deutschen Reichstages. Gottlieb Planck ist ab 1868 maßgeblich beteiligt an den Vorbereitungen eines gesamtdeutschen Strafgesetzbuches und einer entsprechenden Strafprozessordnung. Auch den Entwurf einer gesamtdeutschen Zivilprozessordnung beeinflusst Planck. Seine juristische Reputation ist danach so groß, dass Gottlieb Planck trotz seiner Erblindung wegen einer Netzhautdegeneration vom preußischen Justizminister Adolf Leonhardt in die Kommission zur Erarbeitung eines Bürgerlichen Gesetzbuches berufen wird, in der für das Familienrecht verantwortlich zeichnet. Auf Grund seiner Verdienste verleiht ihm die Juristische Fakultät der Universität Tübingen 1877 den Titel eine Dr. jur. ehrenhalber.

Nach Beendigung der Kommissionsarbeit zieht Planck nach Göttingen, wo er im Juli1889 eine ordentliche Honorarprofessur übernimmt und bürgerliches Recht lehrt. 1890 wird Gottlieb Planck als „Generalreferent“ in die zweite Kommission für ein Bürgerliches Gesetzbuch berufen. Die Arbeiten an diesem Großprojekt dauern bis 1896. Danach nimmt Planck seine Lehrtätigkeit in Göttingen wieder auf und betreut die Herausgabe des Kommentars zum Bürgerlichen Gesetzbuch, der 1902 schließlich in vollständiger Form vorliegt und für lange Zeit juristische Maßstäbe setzt. 1901 wird Gottlieb Planck Ehrenmitglied in der Göttinger Akademie der Wissenschaften. Staatsrechtlich kann Planck als Liberaler angesehen werden, sozialpolitisch ist er dem Wilhelminischen Konservatismus verhaftet. Für ihn bilden Eigentum, Erbrecht und „die auf die Ehe sich gründende Familie“ die Grundpfeiler der Gesellschaftsordnung. Gottlieb Planck stirbt am 20. Mai 1910 in Göttingen.


Abbildung
Gottlieb Planck, „Illustrirte Zeitung“ 1910

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