In der Südstadt verläuft die Rehbergstraße in westlicher Richtung von der Stüvestraße bis zur Mendelssohnstraße. Sie ist seit 1910 nach dem Geheimen Kabinettsrat und Schriftsteller August Wilhelm Rehberg benannt.

August Wilhelm Rehberg

Bild von August Wilhelm Rehberg / Aufschrift: August Wilhelm Rehberg German political theorist

Am 13. Januar 1757 wird August Wilhelm Rehberg als Sohn des Kalenberg’schen Kommissärs Johann Friedrich Rehberg in Hannover geboren. Nach dem Schulbesuch in Hannover studiert August Wilhelm Rehberg von 1774 bis 1779 in Göttingen Medizin, Philosophie und Rechtswissenschaften. Zu seinen Studienfreunden gehört der spätere preußische Staatsreformer Karl Freiherr vom Stein. Rehberg hat es schwer, beruflich Fuß zu fassen und muss in den ersten Jahren nach seinem Studienabschluss englischen Privatiers Deutschunterricht erteilen. Nebenbei verfasst er kleine philosophische Schriften. Während seines Studiums ist August Wilhelm Rehberg Mitglied des ZN-Ordens, der Geldmittel sammelt für die Einrichtung eines Chemischen Labors an der Universität Göttingen. Als der Orden 1784 verboten wird, setzt sich Rehberg für die Umwidmung der Mittel ein und lässt von dem irischen Bildhauer Christopher Hewetson ein Büste des Universalgelehrten Gottfried Wilhelm Leibniz anfertigen, die 1989 in seinem Hause aufgestellt und ein Jahr später in den Leibniztempel umgesetzt wird.

1783 wird Rehberg Sekretär des Herzogs von York und Albany, der — obwohl britischer Feldmarschall — letzter Bischof des damaligen Hochstiftes von Osnabrück ist. Rehberg reüssiert und wird 1786 nach wohlmeinender Protektion des Fürstbischofs zum Sekretär des Geheimen Ratskollegiums in Hannover ernannt. Für einen Bürgerlichen wie August Wilhelm Rehberg wäre dies durchaus ein Karriereschritt, wäre nicht der Adel in Hannover so stockkonservativ. 1805 wird Rehberg als auswärtiges Mitglied in die Göttinger Akademie der Wissenschaften gewählt. Seine Tätigkeit als Sekretär lässt ihm genügend Zeit, sich schriftstellerisch politischen und ethischen Fragen zuzuwenden.

Sein bekanntestes Werk weist ihn als vehementen Kritiker der französischen Revolution aus. Von 1790 bis 1793 erscheinen in der Jenaischen Allgemeinen Literaturzeitung pamphletistische Artikel zum französischen revolutionären Schrifttum, die er 1793 in dem zweibändigen Werk „Untersuchungen über die französische Revolution nebst kritischen Nachrichten von den merkwürdigen Schriften welche darüber in Frankreich erschienen sind“ zusammenfasst. Rehberg sieht sich dagegen als Reformer und orientiert sich an der englischen Verfassungsordnung mit ihrem Zweikammerprinzip. Dies möchte er auch in Hannover einführen, aber der Adel, dem er 1803 mit der Schrift „Über den deutschen Adel“ den Spiegel der „Reformunwilligkeit vorhält, weigert sich, die von Rehberg eingeforderte Selbstkritik zu üben.

Da sich Rehberg während der französischen Besatzungszeit standhaft und kollaborationsunwillig zeigt, wird er 1813 in die provisorische Regierungskommission des Königreiches Hannover berufen und ein Jahr später zum Geheimen Kabinettsrat ernannt. 1815 wird August Wilhelm Rehberg in Anerkennung seiner Verdienst mit dem „Kommandeurkreuz des Guelfen-Ordens“ ausgezeichnet. Rehberg widmet sich in den Folgejahren der inneren Neuordnung des Königreiches Hannover, entwirft die Geschäftsordnung für das von ihm mittlerweile präferierte „Einkammerparlament“ und scheitert an der gegnerischen Adelspartei, die Ende 1819 seinen Sturz herbeiführt. 1826 wird August Wilhelm Rehberg offiziell aus dem Dienst zum Königreich Hannover entlassen. Er widmet sich bis zu seinem Tod der politisch-historischen Schriftstellerei. Sein letztes Werk erscheint 1832 mit dem Titel „Constitutionelle Phantasien eines alten Steuermanns im Sturm des Jahres 1832“. August Wilhelm Rehberg stirbt am 10. August 1836 in Göttingen


August Wilhelm Rehberg Quelle: Enzyclopedia Britannica.

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