Zwischen der Akazienstraße und der Bürgermeister-Fink-Straße gelegen führt die Sextrostraße von der Hildesheimer Straße in westlicher Richtung bis zur Wiesenstraße und kreuzt dabei die Meterstraße. Benannt ist sie seit der Anlage 1865 nach dem Theologen und Reformpädagogen Heinrich Philipp Sextro, weil dieser sich „um die Begründung einer Blindenanstalt sehr verdient machte.“

Heinrich Philipp Sextro

Heinrich Philipp Sextro

Geboren wird Heinrich Philipp Sextro am 28. März 1746 als Sohn eines lutherischen Predigers in Bissendorf bei Osnabrück. Dieser wird am 7. September desselben Jahres vom Jäger eines katholischen Gutsherrn ermordet. Sextros Mutter Anna Maria zieht daraufhin zu ihrem Bruder, einem Pastor, nach Osnabrück, wo sie sich der Erziehung des Sohnes widmet. Heinrich Philipp Sextro ist ein kränkelndes Kind, dem der Unterricht im Gymnasium schwerfällt. Erst nach einem Kuraufenthalt in Bad Pyrmont bessert sich der Gesundheitszustand des Jungen.

1765 zieht Heinrich Philipp Sextro zum Studium nach Göttingen, wo er hauptsächlich Theologie hört, sich nebenher aber auch der Geschichte, der Philosophie und der Literatur widmet. Bereits im April 1768 erhält Sextro seine erste Anstellung als Conrector in Hameln. 1772 wechselt Sextro als Rector an die Altstädter Schule in Hannover. Neben seiner Lehrtätigkeit widmet sich Heinrich Philipp Sextor weiterhin dem Studium der Theologie und besteht 1775 das Consistorialexamen. Er erhält das Anegbot, als zweiter Hofprediger nach London zu gehen, lehnt jedoch ab und folgt 1779 dem Ruf an die Albanikirche in Göttingen. Dort widmet sich Sextro neben seinem Pfarramt der Armenpflege und der Krankenhausseelsorge und er gründet ein theologisch-praktisches Collegium, das 1783 als öffentliche Anstalt zum Pastoralinstitut erhoben wird. Ein Jahr später wird Heinrich Philipp Sextro außerordentlicher Professor der Theologie.

1788 erhält er den Ruf als ordentlicher Professor an die Universität Helmstedt, wird Generalsuperintendent, Pastor an der Stephanikirche und Abt des Klosters Mariental. Ende des 18. Jahrhunderts droht die Auflösung der Universität Helmstedt, die nur noch noch knapp 100 Studenten beherbergt. Heinrich Philipp Sextro nimmt daher 1798 — wenn auch widerwillig — den Ruf als erster Hof- und Schlossprediger und Consistorialrat nach Hannover an, wo er bis zum Ende seines Lebens tätig ist. Während der französischen Herrschaft — Hannover war 1807 an das Königreich Westfalen des Königs Jerome Napoleon gefallen — legt sich Sextro im Streit um Kontributionszahlungen mit den napoleonischen Statthaltern an und wird in Hameln interniert.

Mit Betrübnis reagiert Heinrich Philipp Sextro 1812 auf die Aufhebung der Schlosskirche. Ein Jahr später endet die Franzosenherrschaft und die Schlosskirche wird wieder zur seelsorgerischen Heimstatt Sextros. Bleibende Verdienste erwirbt sich Sextro mit der Gründung zweier Industrieschulen in Hannover. Damit kehrt er zu den Anfängen seines Bildungsweges zurück, denn schon 1785 hatte er in Göttingen eine Schrift mit dem Titel „Über die Bildung der Jugend zur Industrie“ veröffentlicht. Die Begründung einer Blindenanstalt in Hannover befördert Heinrich Philipp Sextro mit einer Spende von 1000 Talern. 1822 stellt er aus Altersgründen das Predigen ein. Trotz seines hohen Alters wird Sextro 1830 noch zum Oberconsistorialrat ernannt, muss aber nach einem Schlaganfall im Frühjahr 1833 alle Tätigkeiten einstellen. Er stirbt am 12. Juni 1838 in Hannover und vermacht den größten Teil seines Vermögens wohltätigen Einrichtungen und dem von ihm mitbegründeten Predigerseminar. Begraben ist Heinrich Philipp Sextro auf dem Friedhof der Gartenkirche in Hannover.



Heinrich Philipp Sextro Quelle: Landeszentrum für Blinde Hannover


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