Ausgehend von der Krausenstraße führt die Simrockstraße in südlicher Richtung bis zur Geibelstraße und kreuzt dabei die Bandelstraße. Sie verläuft parallel zur Sallstraße. Benannt ist die Straße seit 1909 nach dem Dichter, Übersetzer und Sprachforscher Karl Simrock. An der Simrockstraße liegt die St. Ursula-Schule.

Karl Simrock Fotografie um 1855. Fotograf unbekannt.

Karl Simrock

Als letztes von 13 Kindern des Musikers und Musikverlegers Nikolaus Simrock und seiner Frau Francisca Ottilia wird Karl Joseph Simrock am 28. August 1802 in Bonn geboren. Da Nikolaus Simrock einige Jahre lang als Hornist in französischen Diensten gestanden hatte, wird im Hause Simrock französische parliert und der junge Karl muss das französischsprachige „Lycée“ in Bonn besuchen. Im Alter von 16 Jahren immatrikuliert sich Karl Simrock an der gerade gegründeten „Preußisch-Rheinischen Universität“ in Bonn, um Rechtswissenschaften zu studieren. Das Studium scheint ihn nicht ausgefüllt zu haben, denn nebenbei studiert Simrock Geschichte bei Ernst Moritz Arndt und Literatur bei August Wilhelm Schlegel. In Bonn freundet sich Karl Simrock 1819 mit Heinrich Heine und August Heinrich Hoffmann an, der sich nur wenig später „von Fallersleben“ nennen wird.

1822 geht Karl Simrock zur Vollendung seines Jurastudiums nach Berlin, wo er 1825 seine zweite juristische Staatsprüfung ablegt. Simrock wird in den Staatsdienst übernommen als Referendar am „Königlichen Kammergericht“, scheint aber während dieser Zeit genug Muße zu finden, Texte aus dem Mittelhochdeutschen ins Neuhochdeutsche zu übertragen. 1827 veröffentlicht Karl Simrock das „Nibelungenlied“, das in deutschen Landen — wohl auch dank Goethes Fürsprache — bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts äußerst populär ist.

1830 wird Karl Simrock aus dem Justizdienst entlassen, weil er — obwohl eher als konservativ anzusehen — in einem Gedicht die Juli-Revolution in Paris feiert, die zum Sturz der Bourbonenherrschaft geführt hat. Simrock lässt die Juristerei hinter sich und widmet sich als Privatgelehrter ganz der Literatur. Dabei kommt ihm zu Gute, dass er von Haus aus vermögend ist. 1832 kehrt Karl Simrock nach Bonn zurück und betätigt sich als „Privatgelehrter“. 1834 wird er — auch Dank der wohlwollenden Fürsprache seines Freundes Ludwig Uhland — in Tübingen zum Doktor der Philosophie promoviert. Ausschlaggebend sind dafür Simrocks Übertragungen aus dem Mittelhochdeutschen. So hat Karl Simrock 1833 die Gedichte Walther von der Vogelweides übertragen und herausgegeben.

Beseelt von einer romantischen Verklärung des Rheins und der fixen Idee, Dietrich von Bern habe in der Nähe von Bonn einen Riesen namens Ecke erschlagen, verlegt Karl Simrock Teile der „Dietrichsage“ ins Rheinland. Jahrelang lässt ihn die deutsche Sagenwelt nicht los. So veröffentlicht er in Anlehnung an das Nibelungenlied ein mehrbändiges „Heldenbuch“, das als „Amelungenlied“ in der Mitte des 19. Jahrhunderts zum Erfolgsepos wird. Simrocks akademische Ambitionen — er möchte an der Universität Bonn einen Lehrstuhl für deutsche Literatur einnehmen — erfüllen sich erst 1850 mit der Ernennung zum außerordentlichen Professor ohne Bezüge und schließlich 1853 zum ordentlichen Professor für die Geschichte der deutschen Sprache und Literatur mit einem Jahressalär von 400 Talern.

Karl Simrock ist zeitlebens ein umtriebiger und geselliger Mann, wird Mitglied in literarischen Vereinen und Karnevalsgesellschaften und pflegt vor allem seine mannigfaltigen Freundschaften, die einen großen Bogen von romantischen Verklärern bis zu aufmüpfigen Aufklärern schlagen. Befreundet ist Karl Simrock mit den Brüdern Grimm, Alexander von Humboldt, Ferdinand Freiligrath und Adelbert von Chamisso, um nur einige zu nennen. So erfolgreich Karl Simrock zu seiner Zeit als Autor und Herausgeber ist, so mäßig ist seine Bedeutung als Gelehrter, denn seine akademische Tätigkeit ist weniger von wissenschaftlichen Grundsätzen geprägt als von seinem romantisch-poetischen Patriotismus. Karl Simrock stirbt am 18. Juli 1876 in Bonn und liegt dort auf dem „Alten Friedhof“ begraben.

Drei Tage und drei Farben

Das Gedicht von Karl Simrock,
das zu seiner Entlassung
aus dem Justizdienst führte.

Große Dinge hat die Zeit geboren,
Groß und wunderthätig ist die Zeit:
In drei Tagen ward ein Thron verloren,
In drei Tagen ward ein Volk befreit.

Weht' am ersten noch die Weiße Fahne,
Netzte sie der zweite roth mit Blut
Und der dritte sagt dem Unterthane,
Treue sei der Bürger höchstes Gut.

Weiß und Roth und Blau, das sind die Farben,
Die der Franke sich erstritten hat,
Denen die Pariser muthig starben,
Farben sinds des Reiches wie der Stadt.

Blau und Weiß und Roth, die laßet wehen
Von den Thürmen, von der Schiffe Nord,
Eure Thürme werden fest bestehen,
Eure Schiffe grüßet jeder Port.

Roth und Blau und Weiß, die mögt ihr tragen
Auf den Hüten, euerm Heer voran,
Eure Bürger werden stolz sich schlagen,
Der drei Tage denket Mann für Mann.

Große Dinge hat die Zeit geboren,
Groß und wunderthätig ist die Zeit:
In drei Tagen ward ein Thron verloren,
In drei Tagen ward ein Volk befreit.

Karl Simrock, 1830
Aus der Sammlung Mancherlei



Karl Simrock Fotografie um 1855. Fotograf unbekannt.


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