Zwischen der Mendelssohnstraße und der Straße „An der Tiefenriede“ gelegen, führt die Wilhelm-Bünte-Straße von der Böhmerstraße in südlicher Richtung bis zur Engelhardstraße. Benannt ist seit 1928 nach dem Chorleiter und Städtischen Musikdirektor Wilhelm Bünte.

Wilhelm Bünte

Wilhelm Bünte

Am 12. Dezember 1893 ereignet sich im „Neuen Palais“ in Potsdam ein, wie es in Presseberichten heißt, „Vorgang ohnegleichen“. Der Männergesangverein Hannover darf Kaiser Wilhelm II. und einer erlauchten Gesellschaft vorsingen. Die Gesangsdarbietung endet mit der Hymne „Heil dem Kaiser“, und der so Gepriesene ist hochentzückt und ehrt den Chorleiter und Hymnen-Komponisten, Wilhelm Bünte, mit der Verleihung des „Roten Adlerordens“.

Geboren wird Heinrich Christian Wilhelm Bünte am 14. November 1828 in Dörfchen Brake bei Sulingen , wo der Vater als Lehrer und Kantor tätig ist. Bei diesem lernt er die Grundzüge des Klavier- und Geigenspiels. Von 1844 bis 1847 besucht Wilhelm Bünte in Langenhagen eine Präparandenschule, was ihm die Zugangsberechtigung zum Besuch eines Lehrer-Seminars ermöglicht.

Nach zwei Jahren als Hauslehrer im Butjadinger Land und im Kreis Uelzen schreibt sich Wilhelm Bünte 1849 am Hauptseminar in Hannover ein. Drei Jahre später wird er mit dem Zeugnis „Vere bene“, also „sehr gut“ entlassen und er erhält eine Anstellung an der Freischule in Hannover, einer städtischen Armenschule. Neben seiner Unterrichtstätigkeit widmet sich Wilhelm Bünte vor allem der Musik und studiert Gesang und Kompositionslehre. Hannover Schulsenator, der Druckereibesitzer und Verleger Friedrich Culemann wird auf den jungen Lehrer aufmerksam und druckt dessen erste Komposition „Der Traum“, nach einem Gedicht von Heinrich Hoffmann von Fallersleben.

Hannovers Musikwelt wird auf den jungen Mann aufmerksam. 1854 beruft ihn die Liedertafel „Frohsinn“ zu ihrem Dirigenten. Drei Jahre später erfolgt die Ernennung zum Solosänger des Königlichen Schlosskirchenchors. Bünte muss erfolgreich gewesen sein, denn im Juni 1865 erreicht ihn ein Schreiben , in dem es heißt: „Des Königs Majestät haben Ihnen für geleistete Arbeiten bei Arrangierung von musikalischen Compositionen St. Majestät zum Druck eine Remuneration von 5 Louis d’or zu bewilligen geruhet“.

Büntes Hauptaugenmerk gilt der Liedertafel, die er in kurzer Zeit zu einer Institution des Kultivierten Chorgesangs umgestaltet. Dieses Ensemble, das nach Büntes Wunsch in „Hannoverscher Männergesangverein“ umbenannt worden ist, gibt am 4. Mai 1856 sein erstes Konzert. In wenigen Jahren gelingt es Wilhelm Bünte, das Renommée des Chores über die Grenzen Hannovers hinaus zu erweitern. So schreibt die „Zeitung für Norddeutschland“ im April 1863 nach einem Schubert-Abend: „Durch die Aufführung bewährte der Hannoversche Männergesangverein seinen bereits fest begründeten Ruf auf das Glänzendste. Der Vortrag bekundete ebenso die vorzügliche Begabung des Dirigenten für sein Amt“.

Seinen Lebensunterhalt bestreitet Wilhelm Bünte seit 1859 mit dem Musikunterricht an der Stadttöchterschule II. 1862 wird die vorläufige Anstellung in eine lebenslange umgewandelt. Von 1874 bis 1898 schließlich arbeitet Wilhelm Bünte als Gesangslehrer und Chorleiter an der „Höheren Töchterschule“, ohne jedoch seine Passion, den gepflegten Männergesang, zu vernachlässigen. So leitet er neben dem „Hannoverschen Männergesangverein“ noch die Liedertafel des „Kaufmännischen Vereins“ und den Polytechniker Gesangverein“.

1880, Wilhelm Bünte ist seit 25 Jahren Dirigent des „Hannoverschen Männergesangvereins“, wird dieser zum nationalen Sängerwettstreit um den von Wilhelm I. gestifteten Kaiserpreis nach Wiesbaden eingeladen. Büntes Männer gewinnen auch diesen Preis und erfahren von allen Seiten höchstes Lob, denn „ihr Gesang hatte eine Wirkung, die man mit Recht orchestral nennen kann“, wie der „Rheinische Merkur“ schrieb.

Auch als Komponist ist Wilhelm Bünte tätig, wenngleich dieses Schaffen weit hinter seiner Bedeutung als Chorleiter zurückfällt. Dennoch wird er 1888 gerade wegen seiner Kompositionen zum „Königlichen Musikdirektor“ ernannt. Dieser Titel bleibt in der Familie, denn ab 1890 übt sein Bruder August Heinrich Diedrich Bünte dieses Amt aus. 1897 gibt Wilhelm Bünte nach über vierzig Jahren aus gesundheitlichen Gründen sein Amt als Dirigent des „Hannoverschen Männergesangvereins“ ab. Ein Jahr später beendet er auch seine Tätigkeit als Musiklehrer. Die Stadt Hannover dankt Wilhelm Bünte mit der Erhöhung der Ruhestandsbezüge auf jährlich 3.500 Mark, was ihm einen sorglosen Lebensabend ermöglicht. Wilhelm Bünte stirbt am 25. September 1913 in Friedrichsbrunn bei Thale.


Wilhelm Bünte Fotograf nicht bekannt Quelle: Hannoversche Geschichtsblätter, 1972


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