Zu Ehren von Orli Wald wurde auf Initiative von SPD und Grünen im Stadtbezirk Südstadt-Bult der Bereich der Alten Döhrener Straße zwischen „An der Engesohde“ und „Hildesheimer Straße am 10. Juli 2007 umbenannt in „Orli-Wald-Allee“.

Nun folgt die zweite Ehre für diese mutige Frau. Den politischen Gremien liegt jetzt der Antrag vor, die Grabstätte von Aurelia Wald, geboren am 1. Juli 1914 in Bourell bei Maubeuge in Frankreich, gestorben am 1. Januar 1962 in Hannover-Ilten, auf dem Stadtfriedhof Engesohde, Abt. Nr. 44, Grabstätte Nr. 83, in die Ehrenpflege der Stadt Hannover zu übernehmen.

Auf der Grabplatte der Familie Wald auf dem Friedhof an der Engesohde steht zu lesen „Orli Wald 1914 -1962. Hinter dieser Aufschrift verbirgt sich die Geschichte des nur 48 Jahre dauernden Lebens des „Engels von Auschwitz“.

Als sechstes Kind der Familie Torgau wurde Aurelia (später nur noch Orli genannt) am 1. Juli 1914 in Frankreich geboren. Nach Beginn des ersten Weltkrieges wurde die deutsche Familie interniert, kurze Zeit später die Mutter mit den Kindern ins Deutsche Reich deportiert. Der Vater blieb bis 1919 in Frankreich interniert.

Schon früh war sie Mitglied im Kommunistischen Jugendverband Deutschlands. Nach der Machtergreifung der Nationalisten arbeitete sie im politischen Widerstand. 1935 heiratete sie den Bauarbeiter Friedrich-Wilhelm Reichert. Obwohl ihr Mann bald Mitglied der SA wurde, setzte sich Orli weiterhin für die Kommunisten ein. Die Ehe scheiterte nach wenigen Monaten. Reichert verlangte, dass Orli ihre Widerstands- und Kuriertätigkeit aufgeben sollte. 1936 reichte er die Scheidung ein. Noch im gleichen Jahr kam es durch die Aussagen Reicherts zur Verhaftung von Orli und ihrer Widerstandsgruppe. Wegen „Vorbereitung eines hochverräterischen Unternehmens“ wurde Orli im Alter von 22 Jahren zu vier Jahren und sechs Monaten Zuchthaus verurteilt. Während ihrer Haft wurde die Ehe mit Fritz Reichert 1939 geschieden. Am Ende der Haftzeit wurde sie allerdings nicht in Freiheit entlassen, sondern in

„Schutzhaft“ ins Frauenkonzentrationslager Ravensbrück eingeliefert. Im März 1942 wurde Orli mit dem ersten Frauentransport vom Konzentrationslager Ravensbrück in das Konzentrationslager Auschwitz transportiert. Hier, im neu errichteten Frauenlager, musste sie im „Häftlingskrankenhaus“ arbeiten. Im Häftlingskrankenhaus wurde sie durch ihren selbstlosen Einsatz für ihre Mitgefangenen zur „Heldin von Auschwitz“, von einigen Leidensgenossinnen auch „Engel von Auschwitz“ genannt. Sie bewahrte Mithäftlinge vor dem Hungertod, andere durch Verstecken und Austausch der Krankenakten vor dem Tod in der Gaskammer. Im Januar 1945, vor Eintreffen der sowjetischen Armee wurde sie aus dem KZ Auschwitz evakuiert. Sie kam zurück in das KZ Ravensbrück, im April 1945 gelang ihr von hier die Flucht. Doch sie wurde von Rotarmisten aufgespürt und missbraucht. Orli überlebte weitere acht Jahre Haft. Tuberkulosekrank kam sie Ende 1945 ins Sanatorium Sülzhayn/Harz. Dort lernte sie Eduard Wald kennen, nach der Heirat 1947 zog sie mit ihm nach Hannover. Dort wohnten sie viele Jahre in der Südstadt von Hannover, Am Grasweg 12.

Orli Wald konnte die Erlebnisse in der Haftzeit nicht verarbeiten und verbrachte längere Zeit in der Psychiatrischen Anstalt in Ilten bei Hannover. Als sie im Frankfurter Auschwitzprozess aussagen sollte - und wollte - wurden ihre Erinnerungen schon bei den vorbereitenden Befragungen so übermächtig, dass sie einen totalen Zusammenbruch erlitt. Sie erlebte diesen Prozess nicht mehr. Am 1. Januar 1962 verstarb Orli Wald in der psychiatrischen Heilanstalt in Ilten, 48 Jahre alt.

Orli Wald gehört zu den herausragenden Persönlichkeiten in Hannover im 20. Jahrhundert.