… schmeckt mir nicht mehr. So könnte es bald nach einem Lied von Hannes Wader in Hannover heißen, denn wie die „Gilde-Brauherren“ mit den Mitarbeiter*innen von Hannovers Traditionsbrauerei umgehen, vergällt schon jetzt jeglichen Genuss des Gerstensaftes aus der Südstadt. Nachdem vor einem Jahr der Betrieb in vier Einzelteile zerschlagen worden war, um vor allem den Betriebsrat im Kampf um einen Haustarif kalt zu stellen, haben die Brauerei-Chefs Anfang Oktober mit der fadenscheinigen Begründung „Corona“ Insolvenzanträge für zwei Teilgesellschaften gestellt und damit 63 Beschäftigte „freigesetzt“. Nicht dass den Kolleg*innen die Arbeit ausgegangen wäre: das Geschäft erledigen jetzt „Preisbrecher*innen“ aus Fremdbetrieben.

Am 24. Oktober demonstrierte daher die Gilde-Belegschaft vor den Toren der Brauerei und gut 200 Menschen demonstrierten ihre Solidarität mit den Gilde-Kolleg*innen, unter ihnen die SPD-Bundestagsabgeordnete Yasmin Fahimi, Bürgermeister Thomas Hermann, die hannoverschen SPD-Vorsitzenden Ulrike Strauch und Adis Ahmetovic und Bezirksbürgermeister Lothar Pollähne.

„Was die Gilde-Brauherren betreiben, ist ein Angriff auf die Kolleg*innen und ihre Familien, ein Angriff auf die Südstadt und ein Angriff auf unsere Kultur und unser Wohlbefinden“, erklärte der Bezirksbürgermeister. „So verhalten sich Kriegsherren“. Für Lothar Pollähne sind die Machenschaften der „Gilde-Oberen“ kriminelle Handlungen, die nur ein Ziel haben: die Abwicklung des Braustandorts in der Südstadt und die möglichst profitable Verwertung des Betriebsgeländes.

Damit Hannovers Traditionsbetrieb nicht vollständig die Leine runtergeht, präsentierte Lothar Pollähne einen Plan mit Geschichte. „Vor zwanzig Jahren hat der damalige Landtagspräsident Rolf Wernstedt entdeckt, dass der Landtag Braurechte hat“, erklärte der Bezirksbürgermeister und hielt eine Flasche „Landtags-Pils“ in die Luft. „Wie wäre es, wenn sich der Landtag an diese Rechte erinnerte und Finanzmittel bereitstellt, damit die Kolleg*innen eine Genossenschaft gründen können. Das wäre dann ein „Belegschafts-Buyout“ und ein Beitrag zu einer vorwärtsweisenden Wirtschaftskultur.“ Und es wäre eine Maßnahme, damit das Bier in dieser Kneipe in Zukunft doch noch schmeckt. ps

Fotos: Thomas Hermann

36. Osterfeuer der SPD Südstadt-Bult