Die Kinder- und Jugendbibliothek Südstadt wird zehn Jahre alt. Ein märchenhafter Geburtstags-gruß von Bezirksbürgermeister Lothar Pollähne

Als die Raben noch bunt waren, fraß sich die kleine Raupe Nimmersatt an einem Sonnabend durch ein Stück Schokoladenkuchen, eine Eiswaffel, eine saure Gurke, eine Scheibe Käse, ein Stück Wurst, einen Lolli, ein Stück Früchtebrot, ein Würstchen, ein Törtchen und ein Stück Melone. Danach hatte die Raupe Bauchweh und war ratlos.

Zufällig kam an diesem Sonnabend Abend Schwarte vorbei und hatte —na warte — eine gute Idee. Er griff zu seinem Schwartphone und rief seinen Cousin Rudi Rüssel an. „Rudi“, sagte Schwarte, „die kleine Raupe Nimmersatt hat Bauchweh und braucht einen Rat. Hast Du eine Idee?“ „Ja“, erwiderte Rudi, „ich renn mal schnell rüber nach Bullerbü und konsultiere unseren entfernten Verwandten, das Sams.“ „Soll ich mitkommen“, fragte Schwarte. „Ne, lass mal“, antwortete Rudi Rüssel, „das dauert mir zu lange und so lange soll ja das Bauchweh der kleinen Raupe Nimmersatt nicht dauern.“

Das Sams hatte gerade keine Lust mehr, Herrn Taschenbier mit Reimen zu nerven und hörte sich die Geschichte von der leidenden kleinen Raupe an. „Warte“, sagte es zu Rudi Rüssel, für das Problem brauche ich eine kleine Stärkung. Das Sams nahm sich einen Wunschpunsch aus dem Gesicht, trank einen Schluck, rümpfte einmal kurz den Rüssel und sagte: „Ich rufe mal eben unsere weise Tante Dorothea an. Vielleicht hat sie ja Zeit und lädt uns zum Kaffeetrinken ein.“ „Mach das“, erwiderte Rudi Rüssel, „und gib mir dann Bescheid. Zum Kaffeetrinken habe ich keine Zeit. Ich muss wieder zurück.“

Es dauerte reichlich lange, bis das Sams Tante Dorothea in der Leitung hatte. „Wutz“, sagte sie ungewohnt kleinlaut. Ihre Stimmung besserte sich nur wenig, als sie am anderen Ende der Leitung das Sams vernahm und dessen Wunsch hörte. „Das mit dem Kaffeetrinken geht leider nicht“, grunzte Tante Dorothea, „Hotzenplotz hat mich mit den wilden Kerlen überfallen und meine Kaffeemühle gestohlen.“ „Oh“, sagte das Sams, „dann haben wir jetzt zwei Probleme: das Bauchweh der kleinen Raupe Nimmersatt und deine gestohlene Kaffeemühle. Was sollen wir denn jetzt machen?“

„Ich habe schon mal Kalle Blomquist angerufen“, sagte Dorothea Wutz, „und ihm den Tathergang geschildert. Er will sich um die Kaffeemühle kümmern und bildet mit Emil und den Detektiven einen Krisenstab. So wie ich den Meisterdetektiv kenne, findet er auch ein Mittel gegen das Bauchweh der kleinen Raupe Nimmersatt.“ „Das hört sich echt klasse an“, bellte das Sams in den Hörer, „ich werde mal nach Lönneberga rüberrutschen. Vielleicht kann ich den Detektiven ja mit einem Schlückchen Wunschpunsch zur Seite stehen.“ „Das ist prima“, grunzte Tante Dorothea in den Hörer und klang schon wieder fast wie die alte.

Als das Sams in Lönneberga eintraf, lag eine dichte Rauchwolke über den Köpfen des Krisenstabes. Alles Mögliche hatten die Detektive schon zum Fall der gestohlenen Kaffeemühle beraten, aber eine rechte Lösung war ihnen nicht eingefallen. Als sie dann auch noch vom Bauchweh der kleinen Raupe Nimmersatt hörten, überkam sie eine gewisse Ratlosigkeit, denn die beiden Fälle hatten nun gar nichts miteinander zu tun. Gerne nahmen sie daher das Angebot des Sams an und verkosteten ein Schlückchen Wunschpunsch. Das wirkte Wunder. Kalles Gesicht hellte sich auf, denn er hatte die Idee: „Jetzt können uns nur noch meine Cousine Pippi Langstrumpf und Herr Nilsson helfen. Die beherrschen die Chaostheorie und um ein Chaos handelt es sich ja hier.“ „Ruf sie an“, riefen Emil und die Detektive, „je schneller, desto besser für die kleine Raupe Nimmersatt und Tante Dorothea. Aber erzähle Pippi nichts vom Sams. Da ist sie ein bisschen neidisch wegen der Wunschpunsche.“

Gesagt, getan. Gleich darauf läutete das Telefon in der Villa Kunterbunt und Pippi war am Apparat. „Hej Pippi, altes Haus“, flötete Kalle Blomquist in den Hörer, „ich muss ganz dringend mit dir ein klitzekleines Problem besprechen.“ „So, ein klitzekleines“, schnauzte Pippi zurück, die den Braten schon gerochen hatte. „Soll ich den Mount Everest auf den Kopf stellen oder die Pyramiden zum Tanzen bringen? Kein Problem.“ „Nein“, erwiderte Kalle, „etwas schwieriger ist es doch. Die kleine Raupe Nimmersatt hat Bauchweh und Hotzenplotz und die wilden Kerle haben Tante Dorothea die Kaffeemühle gestohlen.“

„Kein Problem“, säuselte Pippi. Die beiden Fälle haben nichts miteinander zu tun …“ „Das wissen wir auch“, unterbrach sie Kalle Blomquist, „aber das hilft uns nicht weiter.“ „Lass mich doch ausreden“, schnaufte Pippi Langstrumpf ein wenig verschnupft. „Bei zwei Fällen braucht es zwei Ansätze, einen kriminalistischen und einen naturwissenschaftlichen. Der kriminalistische ist ganz einfach. Ich rufe den kleinen Vampir an. Der findet Hotzenplotz und die wilden Kerle in der stockdunklen Nacht und erschreckt sie bis ins Mark. Und dann kommt Ronja hinzu und räubert Hotzenplotz und den wilden Kerlen die Kaffeemühle wieder weg. Der kleine Vampir bringt sie dann zu Tante Dorothea zurück und morgen könnte ihr alle bei ihr Kaffee trinken. Ich komme dann einfach dazu und bringe Bananentorte mit.“

„Oh, wie schön“, riefen Emil und die Detektive und klatschten Beifall, was Kalle Blomquist ein wenig aufstieß. „So ähnlich hätte ich das auch gemacht“, nölte er ins Telefon. „Und was ist nun mit dem Bauchweh der kleinen Raupe Nimmersatt?“ „Ich denke da an die kleine Hexe“, erwiderte Pippi Langstrumpf. „Die habe ich vor langer Zeit bei Bibi auf dem Blocksberg kennen gelernt. Wenn jemand medizinische Wunder wirken kann, dann die kleine Hexe. Wenn der kleine Vampir Tante Dorothea die Kaffeemühle zurück gebracht hat, soll er zur kleinen Hexe fliegen und ihr vom Bauchweh der kleinen Raupe Nimmersatt erzählen.

So geschah es in der Nacht nach diesem aufregenden Tag. Die kleine Hexe murmelte dreimal „Simbabim“ und am nächsten Tag, einem Sonntag, fraß sich die kleine Raupe durch ein grünes Blatt und es ging ihr viel besser. Sie war nun richtig satt, baute sich ein Häuschen und legte sich darin zur Ruhe. Diese Geschichte stimmt. Pinocchio hat sie erzählt, ohne dass seine Nase gewachsen wäre und Frederik hat die Geschichte aufgesammelt, damit alle Kinder in aller Welt sich daran in den kalten Wintermonaten wärmen können.

36. Osterfeuer der SPD Südstadt-Bult